Es gibt Alben, die entsprechen in ihrer Art einem knappen Löffelchen Kaviar, visuell ansprechend auf dem reichhaltig verzierten Teller angerichtet. Und es gibt Alben, die entsprechen eher dem fetttriefenden Anderthalb-Kilo-XXL-Fleischbrocken, den sich wagemutige Vielfraße zum (kruden) Beweis ihrer Männlichkeit in entsprechenden Restaurants vorsetzen lassen. Wie ein solcher auf den Tisch knallt, donnert „The Road Will End“, die zweite Platte des kalifornischen Vierers ARMED FOR APOCALYPSE, in die Gehörgänge.
Ja, die jungen Herren sind vier Jahre nach ihrem Debüt „Defeat“ immer noch gehörig auf Krawall gebürstet: Verzerrt, tiefgestimmt und von Kirk Williams nach vorne gebellt, überfällt den Hörer stellvertretend für alles Folgende der ohne Zögern die Tür eintretende, diverse Tempi vermengende Wüstling „The Starting Line Is A Trip Wire“. ARMED FOR APOCALYPSE verwursten Sludge, Doom, Groove Metal und Metalcore, würden problemlos als Kind von EYEHATEGOD und HATESPHERE durchgehen. Meist verbraten sie alle Einflüsse auf engem Raum in einem einzigen Klopper, können aber auch wie bei „The Well“ konsequent langsam voran rollen oder bei „Open Wound“ sowie „Worth The Weight“ deutlich flotter und ähnlich einer ordentlich angepissten Hardcore-Kapelle abgehen. In seinen guten Momenten trampelt „The Road Will End“ so gleich einer Herde tollwütiger und übergewichtiger Apatosaurier alles nieder, was meint, im Weg stehen zu müssen – mit der Zerstörungskraft dieser Passagen können tatsächlich nur wenige vergleichbare Truppen mithalten. Doch fast immer, wenn man gerade Gefallen an dieser wuchtigen Darbietung finden möchte, laufen weit weniger intensive Standard-(Metalcore-)Momentchen störend durch die Szenerie und lassen die mächtigen, niedermachenden Abschnitte beinahe wie Zufallstreffer erscheinen.
Darüber hinaus bleibt die stumpfe Gewalt die einzige Trumpfkarte, die ARMED FOR APOCALYPSE ausspielen können. Sorgt die Chose so insgesamt für zunächst annehmbare Unterhaltung, ist spätestens nach fünf, sechs Wutklumpen alles gesagt – trotz der den Abnutzungseffekt etwas abmildernden stilistischen Variabilität und winziger Farbtupfer wie etwa dem kurzzeitig zerbrechlichen Gesang bei „Drawing The Line“. Auch das Suhlen in den schönsten Hassfantasien ermüdet halt irgendwann. Und für die abgekämpften Momente bietet „The Road Will End“ zu wenig Entdeckenswertes hinter der harten Schale.
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