Wer rastet, der rostet. Das wissen auch Christian Olde Wolbers und Raymond Herrera, die alles andere als Däumchendreher und Eierschaukler sind. Und wenn im Hause FEAR FACTORY vorerst die Luft raus ist, brauchen solche Workaholics andere Ventile. Also nahmen sie den Schwung Songs, die eigentlich für das nächste FF-Album gedacht waren, holten sich Sänger Jon Howard und Bassist Pat Kavanagh von THREAT SIGNAL ins Boot und hoben ARKAEA aus der Taufe.
Und was erwartet man unter solchen Voraussetzungen? Die erste Videosingle „Locust“ gibt die Stoßrichtung klar vor: Shredder-Riffs, Doublebass-Stakkato-Gehämmer und ein melodischer Chorus zur Auflockerung. Klingt nicht nur ein bisschen nach FEAR FACTORY und erinnert stark an die eng verwandten THREAT SIGNAL. Im Prinzip hat sich diese Mischung schon lange angeboten und glücklicherweise funktioniert sie hervorragend.
Das liegt einfach am Feeling, welches die Songs ausströmen: Das Eingangsriff von „Break The Silence“ weckt sofort Erinnerungen an „Demanufacture“, und sicherlich wird Dino auch hier behaupten, man hätte ihm das Riff geklaut. Ansonsten hört man vor allem Stoff der Marke „Archetype“ und „Under Reprisal“. Teilweise simpel aber effektiv strukturierte Brecher („Awakening“!) trumpfen immer wieder mit ausgefeilten Gesangsmelodien – und von solchen Nummern gibt es reichlich.
Als echter Gewinn für diese Combo zeichnet sich schnell Jon Howard ab, der mit eigenen Hooks glänzt und das gewohnte Schema gekonnt aufbrechen kann. Vor allem „Gone Tomorrow“ oder „Lucid Dreams“, welches an die Alternativrocker ONESIDEZERO erinnert, sind gute Beispiele für die neue Richtung, die man mit ARKAEA geht, und die auch der beste Beweis sind, dass hier nicht einfach zwei großartige Shredder-Bands imitiert werden.
Zusätzliche Impulse kommen von Produzentenlegende Terry Date, der beim Mix einen guten Mittelweg zwischen Gesangsbetonten Songs und dennoch fetten Gitarren gefunden hat. Für einige Ohren könnten sie vielleicht eine Nummer dicker rüberkommen, für andere Ohren wird Jon Howard vielleicht zu einem Problem werden. Er ist eben kein Shouter wie Burton, kriegt dafür aber eben keinen zweiten Stimmbruch, wenn er mal was Melodisches singen soll – ganz im Gegenteil, „Away From The Sun“ ist der etwas ruhigere aber intensive Ausklang des Albums, bei dem Jon noch mal alle Register seines Könnens zieht.
Abgesehen von diesem würdigen Schlußtitel ist „Years In The Darkness“ kein Album, welches auf halber Strecke aus der Puste kommt, ein Brecher jagt den nächsten und vor allem im letzten Drittel drehen ARKAEA nochmal richtig auf. Für jeden Fan von FEAR FACTORY, egal ob alter oder moderner Couleur, THREAT SIGNAL und ferner auch MNEMIC ist diese Platte definitiv Pflichtstoff. Viel Vertrautes, Erwartungsgemäßes und dennoch mit einem Spritzer neuer Impulse. Geiles Ding!
Was wäre gewesen…? fragt sich der geneigte Fear Factory Fan. Was wäre gewesen, wenn Burton C.Bell hier mit am Start gewesen wäre? Der Sound knallt, die Riffs sind klasse und Mr. Herrera ballert gewohnt die Double Bass Drum. Allles wirklich gut…erste Sahne…wenn, ja wenn da nicht der Gesang wäre. Sorry, bei allem Respekt, aber ein Burton C. Bell im dreifachen Stimmbruch erzeugt immer noch viermal soviel Feeling und Authenzität wie dieser glattgeschliffene, schon mainstreampolierte Refraingesang von Howard. Und richtig: ein Shouter wie Bell ist er auch nicht! Macht 10 Punkte für die Musik und unter 5 Punkte für den Sänger = 7.
FAZIT: Dieser Stoff wäre unter der Fear Factory Flagge noch geiler geworden!!! Echt schade. Hoffentlich fangen sich die Jungs und hören bald mit diesen dähmlichen Streitereien auf!
Korrektur! Mit Blick auf Fear Factory’s "Mechanize" dürfen es nur max. 5-6 Punkte sein… Wolbers und Herrera machen (negativerweise) da weiter, wo sie mit "Transgression" bei FF aufgehört haben… Nicht wirklich zu empfehlen!
Arkaea braucht kein Mensch aber Wolbers und Herrera bekommen jeweils 1 Punkt von mir !