Arising Fear - Beyond Betrayal

Review

Haha, eiskalt erwischt haben mich die vier Typen von ARISING FEAR. Auf dem Foto im Infoschreiben zu ihrem ersten Album „Beyond Betrayal“ sehen die vier Musiker aus Augsburg eher harmlos und noch „grün hinter den Ohren“ aus. Nicht schlecht, wie das Quartett mir dann mit dem Opener „Mantic Shape“ entgegenpoltern und regelrecht mit der Tür ins Haus fallen. So sichert man sich Aufmerksamkeit, belohnt wird diese durch einen knackigen und perfekt zusammengesetzten Mix aus Thrash und Metalcore, in dem ARISING FEAR gleich mal ordentlich die Muskeln spielen lassen. Gleich ist klar,da geht was!

Wenn eine Band aus Augsburg schon in den ersten 10 Minuten mehrfach an DEVILDRIVER und auch ARCH ENEMY erinnert, dann muss irgendwas verdammt richtig gelaufen sein. Es groovt höllisch aus den Boxen, harmonische und scharfe Riffs geben sich die Klinke in die Hand und das Ding bleibt schön in Bewegung. ARISING FEAR sind jederzeit Herr des Songs und haben ganz besonders das Tempo und damit die Dynamik verdammt sicher in den Händen – bemerkenswert! Drummer Tobi weiß, was möglich ist und zeigt sich ansprechend versiert mit den Schlagstöcken, steht dem virtuosen Gitarrenspiel von Kev und Alex treu zur Seite und legt mit Tom einen massiven Groove-Grundstein. Im mystischen „Deadly Embrace“ steht Tom sogar an vorderster Front und trägt maßgeblich dazu bei, dass das Stück besonders heftig drückt. ARISING FEAR beweisen hier, dass sie auch in der Lage sind richtig gut Fläche zu zaubern und ihren Sound ganz weit zu öffnen, ja sogar dramatisch-melodiös zu werden.

Kev und Alex teilen sich den Gesang und variieren gekonnt zwischen harschem Thrash-Gesang und melodiösem (aber nicht poppigem) klarem Gesang. Man hört ARISING FEAR in jeder Minute an, welche Bands sie gehört bzw. in sich aufgesogen haben und wo sich ihr Sound herleitet. „Come Alive Again“ besticht durch singende Gitarren und eine Extraportion Emotionen, der Gesang steht hier leider stellenweise etwas zu weit im Hintergrund, dafür gibt es ein geschmeidiges Gitarrensolo und ein großes Finale. Getoppt wird dies noch vom folgenden „Thrashing Brain Surgery“, dass ARISING FEAR die Formel gefressen haben, wird hier deutlich. Breitbeiniges Riffing tritt hier gepaart mit mitsingbaren Chören auf und wechselt sich mit pit-tauglichen Prügelattacken ab. Zum Ende hin legen ARISING FEAR nochmals richtig nach und zeigen sich gekonnt ausschweifend und schon fast progressiv, sehr gelungen und wohl einer der besten Songs auf „Beyond Betrayal“.

Ganz abgesehen von den hervorragenden handwerklichen Fähigkeiten, schwingt auch eine Menge ansteckende Spielfreude und Zusammenhalt mit, das Songwriting ist ordentlich- lässt aber noch Luft nach oben. Das wäre auch schon der einzige- aber eben leider maßgebliche- Kritikpunkt, denn trotz einiger enorm eingängiger Momente, fehlen noch die richtig zwingenden Hits. Gut spielen und Spaß dabei haben ist die eine Seite, auf der anderen steht das nachvollziehbare Songwriting, bandeigene Besonderheiten und etwas, dass die Hörer nachdrücklich berührt. Trotzdem bieten ARISING FEAR eine knallende Mischung aus Thrash, Modern Metal und Metalcore – nix Neues, aber überdurchschnittlich krachend dargeboten und für ein Debüt deutlich mehr, als man erwarten darf. ARISING FEAR sind der Beweis dafür, dass es da draußen massig gute Metalbands gibt die auf sehr hohem Niveau spielen und einfach nur gefunden und kompositorisch gefördert werden müssen. 2014 ist mir noch keine vielversprechendere deutsche Band durch den Player gehuscht und den „Parental Advisory—Explicit Content“ haben sie auch schon.

30.05.2014

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