ARION, das sind fünf Jungs aus Helsinki, die auf ihren aktuellen Promofotos nicht aussehen, als hätten sie schon lange Haare am Sack. Gewidmet haben sie sich laut eigener Aussage dem Melodic/Power Metal. Allerdings nicht in seiner klassischen Ausrichtung, denn ARION mischen ihre Power-Metal-Grundlage auf ihrem Debüt „Last Of Us“ mit einer Menge genrefremder Zutaten – zum Beispiel mit elektronischen Anleihen, die uns am ehesten aus dem Modern Metal bekannt sind, oder mit Keyboards, die an ihre Landsleute von CHILDREN OF BODOM erinnern.
Und grundsätzlich verkehrt ist das nicht, was sie machen: Das Konzept klingt erfrischend anders, die Band macht aber nicht den Fehler, die verschiedenen Genrezutaten zu wild miteinander zu kreuzen. Auch darüber hinaus zeigen die fünf Jungens manchen guten Ansatz: „Last Of Us“ ist abwechslungsreich, melodisch und eingängig. Trotzdem haben sich ein paar Makel eingeschlichen: Nach einem fulminanten Einstieg mit dem Eröffnungsdoppelpack „Out Of The Ashes“ und „Shadows“ können ARION das hohe Niveau nicht halten. Die Kompositionen werden vorhersehbarer, die Hooklines weniger spritzig, die Riffs dünner. Zwar kommen im weiteren Verlauf von „Last Of Us“ noch einige nette Songs und Ideen zum Vorschein, aber letztlich hat man – mit Ausnahme des epischen Rausschmeißers „Watching You Fall“ – die Höhepunkte des Albums zu Beginn gehört. Zumal ARION sich darauf verstehen, so manchen überaus kitschigen Moment einzubauen. Klar, der Grat zwischen Scheiße und Gold kann ganz schmal sein, aber das finnische Quintett greift leider mehr als einmal ins Kitsch-Klo. Als Beispiel nehme man den Titelsong oder, noch schlimmer, die Metal-Ballade „You’re My Melody“. Fürchterlich.
Damit sollen die vielen positiven Dinge an „Last Of Us“ aber nicht kleingeredet werden. ARION warten mit einem coolen und durchdachten Konzept auf und können darüber hinaus mit so manchem Ohrwurm punkten. Trotzdem beinhaltet das Debüt der Band auch den einen oder anderen Song, der sich nach Füllmaterial anhört. Diesbezüglich besonders schlimm ist „Lost“ – viereinhalb unnütze Minuten. Und in Sachen Kitsch würde es helfen, beim nächsten Mal einfach nicht ganz so dick aufzutragen. Ansonsten: Weiter so, der eingeschlagene Weg ist der richtige.
Nur zur Korrektur: You’re My Melody ist natürlich der mit großem Abstand beste Song auf dem Album!