Arckanum - Kostogher

Review

Einiges an „Kostogher“, ARCKANUMs zweitem Album, ist anders als auf „Fran Marder“. Die transparent-rohe, aber druckvolle Abyss-Produktion des Debüts ist auf dem nur ein Dreivierteljahr später (Ende 1995) entstandenen „Kostogher“ einem poltrigen, windigen Knarzen aus dem Stockholmer High Tech Trinity-Studio gewichen. Auch sind die 13 Stücke auf diesem Zweitwerk ihren Vorgängern zwar ähnlich, aber insgesamt ungestümer. Eine Violine und ein bewusster als bisher eingesetzter weiblicher Gesang vermitteln eine mythologischere, folkigere Atmosphäre als auf „Fran Marder“.

Das klingt, als sei „Kostogher“ ein irgendwie schwächeres Album als „Fran Marder“. Das Gegenteil ist der Fall. Es ist lediglich noch um einiges kauziger, noch menschenferner, noch kompakter. Dichterer Wald, bösere Trolle, dazu schnellere Songs, ein Gekeife aus blutiger Kehle. Die Riffs sind unverschämt treffsicher und vermeiden jede Überflüssigkeit. Das gesamte Album durchzieht eine getriebene Rastlosigkeit, ein Fauchen und Raunen, ein Knistern und Knacken. Die Gitarren pfeifen und schreien, der Bass rumpelt, das Schlagzeug – diesmal hintergründiger – treibt, scheppert und drängt. Eine Verschnaufpause inmitten des Waldes gibt es nur in dem fast ambienten Folkstück „Gamall Uvermark“. Ansonsten regiert die Nagelkeule mit beachtlicher Brutalität. Befremdlich wird „Kostogher“ kurz vor seinem Ende, wenn „Græmelse Ok Væ“, ein schreckliches dissonantes E-Gitarren-Geklimper ohne erkennbaren Zweck, die mit viel schwarzem Fingerspitzengefühl aufgebaute Stimmung zunichte macht. Schade.

Lässt man die wenigen Schwächen außen vor, bleibt ein trotz allem beeindruckend intensives Album, das auch nach 14 Jahren weder überholt noch kitschig ist. Alles an dieser Platte wirkt wie eine Übersteigerung von „Fran Marder“, als sei Shamaatae im Verlaufe des Jahres 1995 tatsächlich vom menschlichen Einzelgänger zum Troll mutiert. Die Atmosphäre ist so dicht, dass man das fast einstündige Album fast als ambientes Konzept durchgehen lassen kann, in dem einzelne Stücke keine Rolle spielen. Der Ruf in ein bedrohliches, faszinierendes Reich aus schamanistischen Ritualen, dem man schwer entkommen kann, wenn man Shamaataes auf dem Cover ausgestreckter Hand einmal gefolgt ist.

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30.10.2009

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