Arckanum - Helvítismyrkr

Review

Eins vorweg: ARCKANUMs neues Album ist nicht so schlecht wie der Vorgänger. Es ist allerdings auch nicht herausragend besser. „Helvítismyrkr“ ist leider einfach nur „nicht so schlecht“. Für Puristen, die sich auch für „Sviga Læ“ begeistern konnten, bietet die Platte natürlich Black Metal Kost in erwartungsgemäßer Qualität. ARCKANUM sind und bleiben ARCKANUM, an dieser Naturkonstante ändert sich nichts. Es gibt den typischen ARCKANUM-Sound, Johan Lahgers markantes Waldgekrächze und die unvergleichliche Handschrift, mit denen er seine Songs zeichnet. Wer damit allein glücklich ist, wird auch vom neuen Album nicht enttäuscht werden, doch diese Konstanten sind bei ARCKANUM eben nicht alles und vor allem längst nicht ausreichend. Zwischen Alben wie „Kostogher“ und „Helvítismyrkr“ liegen Welten.

Doch wo liegen nun die Vorzüge zum schwachbrüstigen Vorgänger? ARCKANUM verzichtet dankenswerterweise auf all die Belanglosigkeiten, die auf „Sviga Læ“ mehr Ärgernis als Akzente waren. Keine bedeutungsschwangeren aber blutarmen Intermezzi, kein Vergaloppieren in chaosgnostischem Experimentiergeschwurbel. Das Korsett wurde gestrafft, die Rüstung hingegen steht immer noch in der Ecke. Das richtig fiese, pechschwarze Eisen packt ARCKANUM auch dieses Mal nicht an. Es bleibt beim mid-tempo-dominierten, black-rollenden Metal, der nur gelegentlich – dann aber wenigstens richtig – in Raserei überschlägt. Es dauert allerdings eine Weile, bis mit „Ór Djúpum“ das erste Mal angemessen Stimmung in die Kiste kommt. Das energische Riffing, das dynamische Schlagzeugspiel und die geradlinige Herangehensweise machen den Song zu einer kurzweiligen und unterhaltsamen Nummer, was Lahger sichtlich schwer zu fallen scheint. Er verrennt sich in den rockigen Kompositionen zunehmend in vorhersehbarem, melodischen Singsang, in völlig unspektakulären Melodielinien, die zwar immer noch nach ARCKANUM klingen, aber in dieser Form nichts weiter als verriffte Einfallslosigkeit sind.

Nach dem schleppenden Instrumental „In Svarti“ geht es dann mit „Nifldreki“ weiter – etwas mitreißender nach dem schwachen Albumstart, aber immer noch nach alten Glanztaten lechzend. Die richtige Mischung erwischt ARCKANUM eher mit dem folgenden „Svartr ok Þursligr“, welches zu dem mit ungewöhnlichen Streicherklängen aufwartet. Gefühlsmäßig steht der Song bei „Antikosmos“ und lässt endlich wieder die rabiaten Klänge ins Haus. Zur Blüte kommt das Album dann bei „Þrúðgelmis Hlaut“ und dem abschließenden „Sísoltinn“: verschrobene Akkorde, treibend, rhytmisch akzentuiert und eben echtes Black Metal Feeling. Ein ganzes Album solcher Songs, und ich würde mich in Lobeshymnen überschlagen.

So bleibt es bei einem durchwachsenen, aber grundsoliden Album, mit dem ARCKANUM einige Lecks des sinkenden Schiffes wieder gestopft hat. Der Rost aber bleibt. Das als Outro getarnte sechsminütige Hintergrundrauschen am Ende der Platte drückt leider erschreckend realistisch das kreative Potential von ARCKANUM anno 2011 aus. Die Leidenschaft, das Ungestüme und die Strahlkraft vertonter Finsternis gehen unter in statischem Geplänkel. Das nie durch Konkurrenz geplagte Soloprojekt ist sich selbst zum größten Hindernis geworden.

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19.09.2011

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