Nach seiner zehnjährigen Albenpause zwischen 1998 und 2008 musste Johan ‚Shamaatae‘ Lahger, seines Zeichens Kopf und Alleinunterhalter hinter ARCKANUM, mittlerweile so einiges an Kritik einstecken. Zwar konnten die 2008er- und 09er-Outputs „Antikosmos“ und „ÞÞÞÞÞÞÞÞÞÞÞ“ die Rezensenten durchaus noch überzeugen, aber spätestens seit „Sviga Læ“ von 2010 hagelte es dann doch eher verhaltene und mittelmäßige Bewertungen. Für dessen Nachfolger von 2011, „Helvítismyrkr“, verzeichnete sich zwar wieder eine leichte Aufwärtstendenz, doch wirkliche Begeisterungsstürme vermochte auch jene Scheibe nicht auszulösen. So vermerkte Kollege Bastian in seiner Review von 2011: „Das Korsett wurde gestrafft, die Rüstung hingegen steht immer noch in der Ecke. Das richtig fiese, pechschwarze Eisen packt ARCKANUM auch dieses Mal nicht an.“ Und das lässt sich auch genauso für „Fenris Kindir“ sagen.
Dabei gab es im Vorfeld keine ganz so schlechten Anzeichen: Erstmalig seit dem Mehr-oder-weniger-Comeback mit „Antikosmos“ im Jahre 2008 hat man sich länger als nur ein Jahr Zeit gelassen und es gab nicht mal, wie durchaus passiert, in der eh schon kurzen Zeit noch eine oder mehrere EPs, Split-Veröffentlichungen oder ähnliches. So konnte man fast verleitet sein, zu hoffen, es gebe diesmal lang und breit ausgearbeitetes und weniger hingeklatschtes Material, denn genauso fühlten sich die beiden Vorgänger zeitweise für mich an: Hingeklatscht, ohne allzu viel Tiefe, ohne Atmosphäre, eben ein paar Riffs aneinandergereiht.
Und nun „Fenris Kindir“ – ein Album, das manches besser macht als seine Vorgänger, manches aber eben auch nicht. So hat der neueste Streich aus dem, Achtung, Shamaatae-Lahger zumindest eine Handvoll Ausreißer nach oben zu verzeichnen: „Hatarnir“ ist der erste echte Hinhörer des Albums, der mit einem Basslauf anfängt und anschließend zwar nichts besonderes macht, aber immerhin in bester Post-2008-ARCKANUM-Manier daherrumpelt, Eingängigkeit und rockigem Vibe inklusive; das anschließende „Hamrami“ ist eher ein Intermezzo denn ein voller Song, kann aber durch seine Kombination von verzerrten Gitarren, Synthiesounds und Violine eine nette Atmosphäre aufbauen, was im Hause ARCKANUM zuletzt ja auch nicht immer so ganz geklappt hat; „Angrboda“ bringt die leicht thrashige Note, die sich durch das komplette Album zieht, am ehesten auf den Punkt weiß sie am besten zu nutzen, dazu gesellen sich stückweise schamanisch angehauchte Gesänge und eine interessante zweite Hälfte, die das Tempo herausnimmt und damit ein anderer der wenigen Momente auf „Fenris Kindir“ ist, die ansatzweise Atmosphäre enthält.
Ansonsten zeichnet sich „Fenris Kindir“ jedoch eher durch einfallsloses Songwriting und wenig eingängiges Riffing, kaum Atmosphäre und noch weniger Tiefe aus – Shamaatae macht das, was er sich in den letzten Jahren angewöhnt hat, nämlich relativ lahme, da kaum mit Intensität verliehene Songs schreiben und das ganze durch (pseudo-)bedeutungsschwangere Intros, Outros, Intermezzi und Sprechpassagen aufzuwerten versuchen. Da hilft es übrigens auch kein Stück, dass der Gitarrensound auf „Fenris Kindir“ künstlicher als je zuvor bei ARCKANUM klingt – schade, auch die Authenzität geht flöten.
Insgesamt reiht sich „Fenris Kindir“ also ganz gut in den Kontext der letzten Alben ein – wer darauf klargekommen ist, der wird mit Sicherheit auch an „Fenris Kindir“ seine Freude haben. Fans der alten ARCKANUM-Meisterwerke wie „Fran Marder“ oder „Kostogher“ (oder meinetwegen auch noch „Antikosmos“ und „ÞÞÞÞÞÞÞÞÞÞÞ“) wissen sicherlich eh, was sie erwartet: ein Album, das im Gegensatz zu anderen Werken aus der Band-Diskographie nur als mittelmäßig gelten kann. Auch wenn die genannten Ausreißer nach oben dieses Album noch in die gute Mittelmäßigkeit mit leichter Tendenz nach oben heben.
Urig, hinterwäldlerisch, rituell, krank, eigenständig = Black Metal