Arch Enemy - Deceivers

Review

Mit „Deceivers“ melden sich ARCH ENEMY nach fünf Jahren gewohnt lautstark zurück und setzen genau da an, wo sie mit „Will To Power“ aufgehört haben. Das neue Werk baut erneut auf jene bewährten Stärken, die der Band besonders seit dem Einstieg von Alissa White-Gluz noch mal einen enormen Popularitätsschub verliehen und sie auf die größten Festivalbühnen der Welt katapultiert haben.

ARCH ENEMY setzen auf bewährte Stärken

Im Umkehrschluss fällt „Deceivers“ allerdings auch etwas überraschungsarm aus, denn nur selten sprengen ARCH ENEMY das selbstgeknüpfte Soundkorsett. Beispielsweise ist „Handshake With Hell“ zwar im Grunde ein typischer, nach vorne gehender ARCH-ENEMY-Opener, der verstärkte aber nicht überstrapazierte Klargesang von Alissa White-Gluz tut dem Stück jedoch ungemein gut. Dass die Kanadierin nicht nur kernig growlen sondern auch ziemlich variabel singen kann, ist ja ohnehin kein Geheimnis. Möglichen Einwänden der Brutalo-Fraktion zum Trotz dürfte sie das aber auch bei ARCH ENEMY gerne etwas öfter zeigen.

Als ein weiterer wohltuender Blick über den Tellerrand entpuppt sich „The Watcher“, welches mit seinen folkigen, finnisch anmutenden Melodien richtiggehend beschwingt wirkt und das insgesamt doch eher humorlose Gesamtbild deutlich auflockert. Das war es dann allerdings auch erstmal mit den Überraschungen, denn ansonsten bietet „Deceivers“ überwiegend business as usual.

Dass dabei natürlich trotzdem einige starke Nummern rauskommen und man sich grade auf handwerklicher Ebene keine Blöße gibt, steht außer Frage. ARCH ENEMY sind schließlich durch und durch Profis und besonders das Gitarren-Duo Amott/Loomis liefert sich so manches halsbrecherisches Duell, während Sharlee D’Angelo und Daniel Erlandsson der ganzen Chose ein solides Rhythmus-Fundament verleihen.

So lässt das schwedisch-amerikanisch-kanadische Gespann beim quasi Titeltrack „Deceiver, Deceiver“ und bei „House Of Mirrors“ schwungvoll die Thrash-Keule kreisen, während sich besonders bei den melodischen Leads von „Poisoned Arrow“, „One Last Time“ und „Exiled From Earth“ immer wieder Michael Amotts Liebe für klassichen Heavy Metal zeigt. Kennt man zwar alles irgendwie schon, ist aber durchaus ansprechend dargeboten und wird besonders Fans der letzten beiden Alben kaum enttäuschen. Zudem haben ARCH ENEMY dazwischen mit dem treibenden wie epischen „Sunset Over The Empire“ auch noch eine richtige Granate am Start.

Dagegen wirkt der simpel riffende Stampfer „Into The Eye Of The Storm“ allerdings überaus stumpf und ist mit Abstand die schwächste Nummer auf „Deceivers“, hier haben es ARCH ENEMY wohl ein wenig zu sehr darauf angelegt, eine Mitklatsch-Hmyne für die kommenden Festivalgigs zu schreiben. Auch die Lyrics stellen mitunter einen Schwachpunkt des Albums dar; teilweise wirken diese nämlich recht banal und pseudo-rebellisch, hier sei beispielhaft auf „Poisoned Arrow“ und „In The Eye Of The Storm“ verwiesen. Im schlimmsten Fall hat man das Gefühl, sie so oder so ähnlich schon auf einem der letzten Alben der Band gehört zu haben.

„Deceivers“ ist vielleicht etwas zu routiniert

Nichtsdestotrotz überwiegen die erprobten Stärken, auch wenn „Deceivers“ insgesamt etwas zu durchkalkuliert rüberkommt, um es mit der Frische eines „War Eternal“ und in bedingtem Maße „Will To Power“ aufzunehmen. Wem der gewohnt professionell dargebotene, auf Hochglanz gebürstete Melo Death mit gelegentlicher Thrash-Kante von ARCH ENEMY bisher gefallen hat, wird sicherlich auch mit dem neuen Album Spaß haben.

Man wird aber einfach das Gefühl nicht los, dass eine derart mit Talent beschlagene Band ruhig mehr wagen und damit deutliche mehr bieten könnte, als abseits kleiner stilistischer Schlenker immer wieder den gleichen, zugegeben überaus erfolgreichen Stiefel runterzuspielen. Dieselbe Routine die verhindert, dass ARCH ENEMY ein schlechtes Album schreiben, könnte sich so eben auch irgendwann als kreative Einbahnstraße entpuppen.

05.08.2022

"Musik hat heute keinen Tiefgang mehr." - H.P. Baxxter

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