Arcade Eyes - Arcade Eyes

Review

Was braucht es, um eine möglichst gute Sludge-Platte zu machen? Richtig – einen Pegeltrinker an der Gitarre, ein Groove-Schwein hinter den Kesseln und einen ausdauernden Schreihals am Mikro. Wie viel Gerstensaft und Hochprozentiges bei den Sessions für das Debüt von ARCADE EYES dann am Ende tatsächlich im Spiel waren, ist unklar. Fakt ist aber: Der Erstling des Trios schiebt mehr als amtlich aus den Membranen und bietet eine knappe halbe Stunde allerbeste Sludge-Unterhaltung. Und ganz nebenbei steckt die aus Jan Oberg (Gitarre, EARTHSHIP), Stephane Azam (Gesang, CROWN) und André Klein (Drums, THE SMOKIN 44’S) bestehende Formation damit aus dem Stand das Groß der Genre-Konkurrenz in die Tasche.

Die Gründe dafür sind am Ende ziemlich simpel. Zunächst einmal ist die Platte mit einem gebührenden Sound ausgestattet – was man heutzutage von vielen Veröffentlichungen in diesem Bereich leider nicht mehr unbedingt behaupten kann. Ursache scheint mir hier eine fast schon krampfhafte Oldschoolisierung in der Szene zu sein, was Aufnahmetechnik und viele Aspekte der Abmischung anbelangt: hauptsache, so wenig Gain und Nachbearbeitung wie möglich, damit man voll „true“ rüberkommt. Das Resultat dieses Trends sind dann solche kraftlos-pappigen Tonträger wie beispielsweise die aktuelle BLACK TUSK. Lange Rede, kurzer Sinn: Nix gegen Live-/Analog-Recording und Natürlichkeit – aber damit eine Bassdrum so schön durchsetzungsfähig ist wie im hier vorliegenden Fall, darf nachträglich gern nochmal ein wenig an den Reglern gedreht werden. Diesbezüglich hat Herr Oberg, der das Teil in seinem heimischen Studio gemischt und gemastert hat, alles richtig gemacht.

Zweites wesentliches Kriterium für die Güte dieser Platte ist natürlich das Songmaterial. Und die drei hier musizierenden Herrschaften beschränken sich lobenswerterweise nicht auf stoisches Gekloppe, sondern integrieren immer wieder Elemente aus anderen Stilrichtungen in ihren Sound. So finden sich neben eher reinrassigen Sludge-Stampfern wie dem Opener „Circles Of Black Shadows“, dem brachialen „Tales Of Greed“ und der Über-Walze „Fragments“ auch Songs wie das psychedelisch angehauchte „Embrace The Fire“ oder der Southern-Rock’n’Roll-Kracher „Iron Tongue“ in der Tracklist wieder. Zudem sorgt Axtmann Oberg mit seinen gelegentlich eingestreuten Clean-Vocals für Abwechslung. Haupt-Vokalist Stephane Azam setzt seinerseits vorwiegend auf heißeres Gebrüll – das allerdings passt zu den wuchtigen Kompositionen wie die viel zitierte Faust aufs Auge.

Sicher, einen Innovationspreis haben ARCADE EYES für ihr Erstwerk letztlich nicht verdient. Wenn gegen Ende des Jahres aber die stärksten Genre-Veröffentlichungen gekürt werden, dürfte man zurecht vorne mit dabei sein. Heißer Tipp für Fans von CROWBAR, EARTHSHIP & Kollegen.

26.09.2013

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