APPICE. Ein Name, den man als Rocker kennt. Dabei spielt es keine Rolle, ob es nun Carmine ist, den man von VANILLA FUDGE kennt. Oder Vinny, der die ersten DIO-Alben eingetrommelt hat. Beide sind sehr versierte und geschätzte Schlagzeuger. 2014 spielten sie erstmals gemeinsam auf der Livescheibe „Drum Wars – Live!“, auf dem allerdings hauptsächlich Songs von Vinny gespielt wurden. Nun stehen sie bei „Sinister“ als Songwriter gleichberechtigt nebeneinander. Wobei es mit dem JOHN SYKES-Cover ‚Riot‘ und einem ‚Sabbath Mash‘ (drei Nummern von ‚Paranoid‘ werden angespielt) auch zwei Fremdkompositionen auf die Platte geschafft haben. Aber eine Frage bleibt noch: Wie teilen sich die Brüder die Einsätze auf?
Im Booklet ist dankenswerter Weise fein säuberlich aufgelistet, welches Instrument von wem gespielt wird, da die Instrumentierung von „Sinister“ etwas experimenteller ausfällt. So findet man schnell heraus, dass es fünf Tracks gibt, auf denen die Brüder gleichzeitig spielen. Aus künstlerischer Sicht ist das unnötig, weil die Beiden nahezu immer das Gleiche spielen, jedoch hört es sich ganz nett an.
Vergebene Chancen
Bei den Songs mit nur einem Schlagzeug liegt der Fokus dann auf der Komposition. Für Ronnie James Dio hat man übrigens auch das Lied ‚Monsters And Heroes‘ als Tribut aufgenommen. Auf ihn weist aber nur der Text hin, der aus Songtiteln der Sängerikone besteht, denn der restkucge Track klingt eher nach gesichtslosen Ami-Rock. Sonst aber zieht sich der Einfluss des 2010 verstorbenen Sängers durch das ganze Album, was man allerdings nicht als Garantie für dessen Qualität sehen sollte: ‚Suddenly‘ hätte mehr Geschwindigkeit gut getan und erhält gerade durch Sänger Paul Shortino einen enormen DEEP PURPLE-Touch. ‚Future Past‘ klingt stark nach Pseudo-Gruselei. In The Night tönt zahnlos und ideenlos. Damit sollte die Beweisführung abgeschlossen sein.
Man würde es sich aber viel zu einfach machen, wenn man pauschal sagt, dass das Album schlecht ist. Die APPICE-Brüder haben nämlich ausgezeichnetes Personal um sich versammelt, welches auch ins Songwriting einbezogen wurde. So kann man auf „Sinister“ mit Ron Bumblefoot Thal und Erik Turner von WARRANT ziemlich ordentliche Musiker bewundern. Da wirkt es nochmal umso ärgerlicher, dass die Kompositionen selbst ziemlich durchschnittlich und ausgekaut ausfallen und nicht mehr als ein paar nette Riffs zu bieten haben. Wobei man der DIO-Referenz ‚Danger‘ attestieren muss, dass diese weiß, wie man den Hörer packen kann.
Aufgebläht und durchschnittlich
Unter dem Strich haben wir also mal wieder eine Bestätigung dafür, dass Classic Rock nicht besonders flexibel ist und dass gute Musiker nicht automatisch gute Songwriter sind. Denn das Treffen der Brüder APPICE auf „Sinister“ erweist sich zwar als ein grundsätzlich interessantes Album, welches sich jedoch nach einigen Nummern schnell als ein aufgeblähtes, durchschnittliches Treffen versierter Musiker erweist.
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