Es ist zum Verrücktwerden. Das eigene Hirn, es ist einfach nicht gut genug. Es ist defizitär. Es genügt meinen Ansprüchen nicht. Seit Tagen zermartere ich es mit musikalischen Hieb- und Stichwerkzeugen unterschiedlichster Couleur, aber es schaltet auf weißes Rauschen oder übersprungsmäßig auf den Wendler. Nicht mal den Chandler. Nicht lustig.
Ich komme partout nicht darauf, an welchen anderen Vokalisten mich Chuck Brown von APOSTLE OF SOLITUDE erinnert. Der hat nämlich eine wunderbare Doom-Stimme, melodiös und mit der richtigen Messerspitze leidenden Pathos‘ angereichert, aber nicht zu hoch. Behelfsmäßig nenne ich seinen Gesang mal eine Mischung aus einem nicht schreienden Eric Wagner (Ex-TROUBLE, BLACKFINGER, THE SKULL) und Jeff Shirilla von den leider vollkommen übersehenen ABDULLAH. In einigen Momenten kommen auch wunderbare mehrstimmige Gesangsharmonien zum Einsatz, die an aufrechte ALICE IN CHAINS erinnern, so im sehr gelungenen Schleicher „Lamentations Of A Broken Man“.
Und wie kann ein Song namens „Wehklagen eines gebrochenen Mannes“ auch schlecht sein, platziert auf einem Album des Titels „Von Weh und Wunden“ – intoniert von einer Band, die sich APOSTEL DER EINSAMKEIT nennt. Doom-Lehrbuch der sprechenden Titel, Lektion 1. Und was die Amis um den genannten ehemaligen Schlagzeuger der noch etwas pathetischeren GATES OF SLUMBER dabei auf ihrem dritten Album kredenzen, ist auch ansonsten weiterhin klassischer Doom mit Maryland-Schlagseite, der nicht in Zeitlupen-Extreme verfällt und sich bisweilen gar zu rasant rockendem Midtempo verführen lässt – in „Whore’s Wings“ und „This Mania“ zum Beispiel.
Die Scheibe ist souverän durchkomponiert, die Produktion druckvoll und transparent, das Ganze also mindestens für fortgeschrittene Genrefreundinnen oder interessierte Gelegenheits-Doomer eine sichere Bank. Hier kann ohne Angst vor Kitsch oder Frohsinn beruhigt dem Weltschmerz gefrönt werden. Allen anderen sei aber nicht verborgen, dass den Kompositionen über die gesamte Distanz für meinen Geschmack etwas das Herausragende fehlt, um „Of Woe And Wounds“ die Klassiker-Plakette ans gramgebeugte Haupt zu heften. Trotzdem geil.
Und erneut: Wem die Stimme bekannt vorkommt – bitte melden! Danke.
(Kleiner Tipp noch am Rande: Vor allem „Graveyard Poetry“, die Zweite der genannten ABDULLAH, ist eine bombige Oldschool-Scheibe im Stoner Gewand, die es auf jeden Fall zu entdecken gilt.)
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