Ich bin überfordert. Eigentlich liegt nur eine ganz normale CD in meinem Player. Aber sie raubt mir tatsächlich den letzten verbliebenen Nerv und legt sich wie Wackelpudding über die Synapsen, so dass ich a) mangels Qualifikation, b) mangels Fähigkeit zu kontinuierlicher Aufmerksamkeit und c) angesichts expotenziell ansteigender Stresshormone zu keinem objektiven Urteil zu kommen vermag. – Da ich allerdings bezweifle, dass dazu angesichts der vorliegenden wabernden Soundcollagen überhaupt irgendjemand aus der Redaktion in der Lage wäre, beiße ich in den mir angedrehten faulen Apfel: Ein mutmaßlich leicht avantgardistisch veranlagter Engländer namens Martin Lee-Stephenson also ließ sich herab, der Redaktion des The Dark Site sein Schaffen zur Beurteilung zukommen zu lassen – warum uns, ist mir allerdings schleierhaft. Denn in seinen 19 Tracks präsentiert er uns eine Soundkulisse, die den avantgardophoben Normal-Hörer einfach nur restlos anöden kann. Über unnachgiebige 66 Minuten strapaziert der Herr Lee-Stephenson also Freund und Feind mit sämtlichen Nettigkeiten aus seinem immensen Sample-Silo; froh darf man über jeden erkennbaren Anflug eines Taktes sein. Ansonstenverwöhnt er uns nämlich mit Geräuschfetzen, die dank ihrer bis zum Erbrechen ausgereizten Loops durchaus Arbeitsplätze in der psychotraumatischen Ambulanz schaffen, oder aber wenigstens der Schlafforschung dienlich sein könnten. Im zurechnungsfähigem Wachzustand allerdings flüchtet sich mein mit Unverständnis gestrafter Verstand allein in Aggression gegen diese schier endlose musikalische Wüste. Dabei vermag ich dem Urheber nicht einmal Mangel an Kreativität vorzuwerfen: die vernommenen Laute von Surren, Brummen, Knistern, Rauschen, Rumpeln, Pochen, Flöten, Gurgeln, Furzen, Brezeln, Leihern, Pfeifen, Zirpen usw. usf. hört man in seinem Leben so sicherlich das erste und letzte Mal – und vielleicht ist ja genau dies die Intention hinter diesen Aufnahmen. So sonderbar, so befremdend, eben so „anders“ als eben möglich. Und vielleicht bin ich überforderter Metal-Redakteur auch nur ein Teil dieses grandiosen Kunstprozesses… wer weiß. – Anders jedenfalls kann ich mir die Existenz solcher Schallpenetrationen und das Verschicken dieser an unbedarfte Musikredakteure (NICHT Geräuschredakteure!) nicht erklären. Jedenfalls beglückwünsche ich an dieser Stelle all jene, die hierin musikalische Erfüllung finden.
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