Herzlichen Glückwunsch zum 200. Geburtstag! Nein, nicht an OZZY, sondern an WAGNER, den APOCALYPTICA im Mai groß auf der Leipziger Bühne feierten, mit hundert Tänzern, Theaterakteuren und selbstverständlich ihren Teufelscellos. Klingt nach schrägem Opernabend, ist es aber nicht, zumindest nicht im langweiligen Sinne. Denn die finnischen Streicherveteranen haben auf ihrer neusten Scheibe keine verstaubten Klassikstücke ausgebuddelt, sondern sich intensiv von dem deutschen Komponisten inspirieren lassen und daraus vierzehn neue Songs fabriziert. Diese wurden live in einer opulenten Bühnenshow präsentiert und finden sich nun handlich für jeden im CD-Regal.
Schon immer haben Eicca Toppinen und seine virtuosen Bandkameraden ihren Walzer auf der Linie zwischen Klassik und modernem Metal getanzt, mit „Wagner Reloaded“ greifen sie jedoch wieder ganz tief in die Opernschublade. Opulent startet die Scheibe durch und fordert von dem Hörer sofort viel Offenheit. Wie ein Soundtrack kommt beispielsweise „Fight Against Monsters“ daher, mit bombastischem Orchester aber eher gewöhnungsbedürftigen Cello-Einlagen, die stellenweise gern mal wehtun. Mit „Flying Dutchman“ wird die Geschichte jedoch fast metallastig: In Manier, wie man es von den Apo-Finnen gewöhnt ist, imitieren die Streicher hier Gitarrenriffs und die Bläser besorgen in epischem Gepuste den Rest zu einem grandiosen Stück. „Path in Life“ strotzt ebenso vor interessanten Ideen und „Birth Pain“ treibt sogar dem härtesten Schelm Pipi in die Augen. Der Name des fast siebenminütigen Tracks ist hingegen etwas irreführend, da die schleppend dramatische Melodie eher Assoziationen an verregnete Schlachtfelder mit unzähligen Leichen hervorruft, statt an eine Geburt, aber nun gut.
Nach den 56 Minuten Spielzeit muss erst einmal über das Gehörte meditiert werden und ein Urteil fällt zugegeben schwer – vielleicht aus dem Grund, weil allein die Stichworte „Wagner“ und „Klassik“ zu viel Respekt einflößen, als dass man sich sagen könnte „Nö du, also die Scheibe stelle ich nicht auf Augenhöhe in mein Plattenregal“. Ebenso irritierend ist die komplette Abwesenheit von Gesang, besonders bei langen Tracks wie „Ludwig – Wonderland“ fällt dies besonders auf und mag die Old-School-Fans der Band sicherlich erfreuen, für viele andere hingegen fehlt einfach etwas.
Fakt ist, APOCALYPTICA zogen schon immer durch, was sie selbst wollten und das ist auch gut so. Natürlich werden sie somit nie ihre komplette Fangemeinde zufrieden stellen und würde nicht der Bandname über diesem Release stehen, hätte der Durchschnittsmetaller es vermutlich mit dem Arsch nicht angeschaut. Doch zum gemütlichen Weingenuss am Kamin ist diese kleine musikalische Exkursion mächtig geeignet.
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