Antropomorphia - Rites Ov Perversion

Review

ANTROPOMORPHIA entstammen einer Zeit, in welcher der Death Metal gerade dabei war, so richtig groß zu werden, und der Black Metal in die zweite, zerstörerische Welle überging. Zwei Einflüsse, die auf dem letzten Werk „Evangelivm Nekromantia“ mehr oder weniger deutlich hervortraten. Auch wenn meine persönliche Wertung zum damaligen Comeback-Album (die Niederländer gründeten sich bereits 1990, lösten sich 1999 nach ihrem Debüt „Pure“ jedoch zwischenzeitlich wieder auf) vermutlich einen Punkt höher als bei Kollege Olbrich ausgefallen wäre, mangelte es der Platte insbesondere zum End‘ hinaus an Abwechslung. Die vertonte Todeswalze mit BOLT THROWER-Vibe und GRAVE-Riffing konnte noch nicht die ganz weiten Kreise ziehen und alles dem Erdboden gleich machen. Dementsprechend groß war die Hoffnung, dass das niederländische Quartett mit der neuen Volllänge „Rites Ov Perversion“ noch ein paar Brickets drauflegen kann.

Diese Hoffnung wurde, um es vorweg zu nehmen, aber relativ schnell zunichte gemacht. Denn das, was „Evangelivm Nekromantia“ in etwas schwächerem Licht dastehen ließ, wird auf „Rites Ov Perversion“ sozusagen in Perfektion dargeboten: Ausgelutschte Songstrukturen, sich ständig wiederholende Riffs (allen voran „Crowned In Smoldering Ash“), die einem unweigerlich die Müdigkeit in die Augen und Ohren treiben. Viel zu selten können die einzelnen Zutaten zu einer durchschlagenden Mischung vermengt werden; die groovigen Passagen kommen vielmehr lahm, als mitreißend daher. Der Panzer, angetrieben von den Doublebass-Attacken, prescht leider nicht mehr mit voller Kraft voran, sondern tuckert lieber in zweiter Reihe verhalten hinterher. Die verstärkt integrierte Thrash-Note sucht verzweifelt nach Abnehmern, ein Großteil der Riffs stammt aus der 08/15-Kategorie und verkörpert Langeweile pur. Es fehlt schlicht die Abwechslung. „Carved To Pieces“ (mit deutlichem BOLT THROWER-Einschlag und einprägsamer Gesangslinie im Refrain) zu Beginn der Platte macht noch ansatzweise Spaß, doch auch schon hier zeigt sich nach wenigen Minuten, dass die Tulpentruppe die Inspiration nicht unbedingt mit Löffeln zu sich genommen hat, was im Laufe der Platte dann immer wieder unter Beweis gestellt wird. Jeder, wirklich jeder Song verliert auch nach anfänglich zusagendem Beginn enorm schnell an Reiz.

Klangtechnisch hingegen ist „Rites Ov Perversion“ wie schon der Vorgänger schön organisch gehalten, präsentiert sich rau und somit passend zu den höchst zusagenden Songtiteln „Nekrovaginal Secretions“ oder „Tevfelskvnst“. Lichtblick ist zudem Sänger Ferry Damen, dessen Vocals bitterböse-röhrend daherkommen und eine schön räudig-verweste Note in sich tragen. Das alles täuscht aber leider nicht darüber hinweg, dass ANTROPOMORPHIA in meinen Augen spätestens mit „Rites Ov Perversion“ ihr Pulver verschossen haben.

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04.09.2014

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