Antrisch - "Expedition I: Dissonanzgrat"

Review

Im Jahr 2012 endete für das bayerische Folk-Black-Gespann KROMLEK eine achtjährige Bandgeschichte, die mit Veröffentlichungen wie „Kveldridhur“ und „Strange Rumours… Distant Tremors“ ein Paar der kurzweiligeren Alben der neuheidnischen Welle hervorbrachte. Nahezu eine Dekade später gibt es nun ein erneutes Lebenszeichen der Musiker hinter dem Projekt. Also Gletscherbrille auf, denn ANTRISCH entführen mit „Expedition I: Dissonanzgrat“ in die unwirtliche Welt der Bergsteigerei.

ANTRISCH agieren zwischen Djent und WINDIR

Musikalisch beschreitet die Band nahezu gänzlich andere Wege, als man es aus den Anfangstagen im Pagan-Sektor noch gewohnt war. Flöten und Keyboards weichen eisigen Ambient-Interludien und schroffem Tremolo Picking, untermauert vom beständig hämmernden und kraftvoll drückenden Drumming. Frontmann Maurice Wilson keift sich beherzt die Seele aus dem Leib und verpasst mit seiner harsch artikulierten Betonung der durchweg deutschen Texte ANTRISCH ein hohes Maß an Wiedererkennungswert. Die Produktion bietet allen klanglichen Facetten des Projekts genug Raum zur Entfaltung und sorgt für einen gleichermaßen kraftvollen und zur Thematik passenden kalten, klaren Sound.

Außerhalb der für den Black Metal doch recht konventionellen Songstrukturen, gibt es mit vereinzelten Djent-Einsprengseln zusätzliche Überraschungsmomente auf dem Erstlingswerk von ANTRISCH zu entdecken. Als Highlights tun sich hier der genial groovende Mittelpart im wohl gesamtheitlich mitreißendsten Song „III Stirnschlag“ und der Einklang das darauffolgenden Titels „IIII Firnfeldkonfrontation“ hervor. Hier besteht für kommende Veröffentlichungen noch jede Menge Potential zur weiteren Ausreizung dieser ungewöhnlichen Stilkombination und, damit einhergehend, zum Ausbau eines unverwechselbaren, eigenständigen Klangbildes. Die letzten beiden Titel rücken den vergleichsweise modernen, bisweilen fast schon postig anmutenden Charakter von „Expedition I: Dissonanzgrat“ mehr in den Mittelpunkt. „IIIII Gipfelfieber“ überrascht gegen Ende mit einer hervorragenden Hommage an den wehleidig singenden Gitarrenklang von WINDIR, nach „Grim Omens“ vom Album „Strange Rumours… Distant Tremors“ die nunmehr zweite Huldigung des norwegischen Ausnahmetalents Valfar durch die Bajuwaren.

ANTRISCH – Vorboten einer Lawine

ANTRISCH meistern mit „Expedition I: Dissonanzgrat“ mühelos die erste Etappe des schwarzmetallischen Gipfelsturms. Die EP liefert zahlreiche reizvolle Ideen, deren Weiterführung und Weiterentwicklung gespannt erwartet werden darf. Mit folgenden Veröffentlichungen dürfte die Zuhörerschaft eine klangliche Lawine erwarten, welche sodann auch die Veteranen innerhalb der Szene mit sich reißt und keine Luft für Widersprüche lässt.

03.05.2021
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