Schieb „Leaving Eden“ in Deine Anlage. Leg Dich auf die Couch davor. Mach die Augen zu. Atme tief ein. Atme tief aus. Atme noch einmal ganz tief ein und aus. Entspann Dich, nein, lass Dich fallen – und überlass alles weitere Mick Moss. Er hat als mittlerweile alleinige Kreativquelle bei ANTIMATTER einen grünsaftigen, blühenden, aber genauso dürren, trostlosen Garten anlegt, der sowohl weite akustische Räume im Kopf als auch intime melodische Berührungen am Körper erzeugt.
Der Schlüssel zum Tor des Garten Edens liegt in Moss’ Stimme. Diese versprüht ein Timbre reich an Facetten und Wärme, welche die Instrumente majestätisch dirigiert – mal an der kurzen, mal an der langen Leine. Als wollten diese Klangkörper ihr förmlich dienen, rollen sie im Opener „Redemption“ mit tiefer Verbeugung und zunächst großem Bedacht einen roten Teppich aus, der stimmiger kaum hätte sein können. Immer bescheiden, aber stets angemessen. Schritt für Schritt mischt sich die dominante E-Gitarre ein, um den Song in einem finalen Höhepunkt enden zu lassen. Ähnliches Verhalten legt „Ghosts“ an den Tag. Durch Akustikgitarre und Streicher mit Achtsamkeit untermalt, lässt Moss sich hier über vier Minuten Zeit, um in nur einem Punkt die absolute Befriedigung zu erzeugen – aber auch die Gier nach mehr.
Neben atmosphärischen, sehr tiefempfunden offenbarten Stücken suchen ebenso rockige Klänge ihren Weg auf „Leaving Eden“. Sicherlich ein Highlight bildet der Titeltrack, der im progressiven Gebilde zu den eingängigen Stücken gehört. Einzig die für das Album charakteristischen, verträumten Gitarrensoli darf man nicht so abklemmen, wie dies zum Schluss des Songs passiert.
Die Suche nach „Schwächen“ auf diesem Album gestaltet sich wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Die Nadel findet sich in den beiden Instrumentals wieder, die zwar qualitativ absolut hochwertig sind, aber im Doppelpack und in der Anordnung nicht unbedingt hätten sein müssen. Zu sehr giert man immer wieder nach Moss’ Stimme. Neben dem Wunsch nach einem Song mehr, bleibt dies der einzige Kritikpunkt eines Albums, das haarscharf an den 9/10 Punkte vorbei greift. Im Prinzip ist nur die Jahreszeit der Veröffentlichung unglücklich gewählt.
“Defeated I, fighting for a lost cause – Depleted I, dying for the wrong cause“. Gänsehaut.
Atmosphärisch hin oder her, aber wenn man seit drei Alben kaum noch Untreschiede merkt und immer wieder dieselben Riffe, Töne und Takte raushört, geht es irgendwann doch auf den Nerv und langweilt. Keine Weiterentwicklung, keine Abwechslung. Nett und nicht mehr.
Gerade läuft die neue Porcupine Tree im Hintergrund und da wird’s einem umso deutlicher, was Atmosphäre, aber auch Anspruch bedeuten.
David hat Recht. Gutes atmosphärisches Album. Die alternativen Vibes auf "Leaving Eden" sind raffiniert in die Songs eingebaut. Gefällt mir besser als früher. Ausdrucksstark, stimmungsvoll, könnten mit TENHI auf Tour gehen.
PORCUPINE TREE sind natürlich auch gut, keine Frage.
Gerade ebnete sich zum X-ten male "Conspire" durch meine Boxen und erfüllt mein Herz mit Harmonie, Glück und Freude. Der pure Wahnsinn.
Was Mick Moss hier zusammen mit Danny Cavanagh geschaffen, ist meines erachtens phänomenal und seit langem mal wieder eines der intensivsten Alben der letzten Monate, das ich genießen durfte. Der Ausstieg von Duncan Patterson kommt weniger Negativ daher, als man zuerst annahm. Wahrscheinlich war dies der richtige Schritt, denn nun kann sich Mick voll entfalten und dies tat er mit seinen Ideen auf diesem Album.
Waren die Vorgänger sehr experimentell und ruhig, so kommt dieses Werk deutlich kraftvoller, rockiger und in meinen Augen noch intensiver herüber. Antimatter ist reifer geworden. Es bietet nichts neues, dennoch sind die Kompositionen derart schön, das ich mich zu einer 10 Punkte Wertung entschließen kann.