Howard Phillips Lovecrafts schlafender Tentakellord Cthulhu ist in der Metalszene natürlich kein Unbekannter. Viele namhafte Bands huldigten dem Großen Alten aus der versunkenen Stadt R’lyeh bereits – ob in Gute-Nacht-Liedern oder (offensichtlich nicht allzu erfolgreichen) Erweckungsversuchen sei mal dahingestellt. Mit „Non-Euclidean Spaces“ erzählen nun also auch die französischen Prog-Metaller ANTHROPIA ihre eigene Mythos-Geschichte nach.
Die gesamte Konzeptstory und ihre Hintergründe zu beleuchten, würde den Rahmen dieses Reviews sprengen. Belassen wir es also dabei, dass der Protagonist Randolph Carter und seine Reisen in die verstörenden Traumlande im Lovecraft-Universum keine Unbekannten sind. ANTHROPIA gelingt es vortrefflich, die Faszination der verstörenden Geschichten in ihren Texten zu transportieren und den Zuhörer damit zu fesseln. Als Vorreiter des Open-Source-Gedankens hätte Lovecraft selbst an dieser Neuinterpretation seines literarischen Schaffens sicherlich seine Freude gehabt.
Auch musikalisch ist „Non-Euclidean Spaces“ ein spannendes Werk geworden, das in bester Prog-Manier die unterschiedlichsten Ideen miteinander kombiniert und zu abwechslungsreichen Langstücken verbindet. Dass dabei manches nicht völlig zu Ende gedacht wirkt und ANTHROPIA an der ein oder anderen Stelle besser auf den Punkt hätten kommen können, verhindert indes einen Vorstoß in höchste Wertungsregionen. Hier muss man sich offensichtlichen Vorbildern wie SYMPHONY X noch deutlich geschlagen geben.
Was ANTHROPIA aus der Masse an Prog-Bands herausstechen lässt, ist der Gesang von Nathalie Olmi. Auch wenn ihre stellenweise arg theatralische Intonation sicherlich Gewöhnungssache ist, brilliert sie mit einer kraftvollen Stimme sowohl in mittleren als auch in höheren Tonlagen. Für Auflockerung sorgen die gelegentlichen Gesangsparts von Bandkopf Hugues Lefebvre. Zum starken „The Snake Den“ steuert darüber hinaus der Brasilianer Edu Falaschi (ex-ANGRA, ALMAH) seinen Gastgesang bei. Das Namedropping wird durch die holländische Prog-Ikone Arjen Lucassen (AYREON, STAR ONE) komplettiert, der als Sprecher für die immer wieder eingestreuten Lovecraft-Zitate fungiert.
Insgesamt verbirgt sich hinter der ausnehmend schön und stimmig gestalteten Verpackung von „Non-Euclidean Spaces“ also ein gutklassiges Prog-Album mit einigen kleineren Schwächen, von denen sich Genre-Fans jedoch keineswegs den Spaß verderben lassen dürften.
Ph’nglui mglw’nafh Cthulhu R’lyeh wgah’nagl fhtagn.
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