Anorexia Nervosa - Redemption Process

Review

Dimmu Borgir haben mit ihrem 2003er Album „Deathcult Armageddon“ die Standards im sinfonischen Extremmetal neu gesetzt und dabei die Messlatte für Nacheiferer sehr hoch gelegt. Nicht hoch genug, könnte man meinen, wenn man Anorexia Nervosas neues Werk hört. Denn die Franzosen fahren mit „Redemption Process“ ein Geschütz auf, mit dem sie die Norweger zielsicher aus dem siebten Metal-Himmel holen und in den nächsten Orchestergraben stürzen lassen könnten! Auch wenn sie im Gegensatz zu den skandinavischen Kollegen ohne echtes Orchester auskommen mussten, haben die französischen Kostverächter viel Wert auf authentische Instrumentierung gelegt. Das Ergebnis kann sich hören lassen und lässt dabei nur eine Erkenntnis zu: Bombast schreibt man mit großem B. Ist es schon bei „normalem“ Metal Pflicht, ihn laut zu hören, muss das für „Redemption Process“ gleich doppelt gelten. Denn erst ab einer bestimmten Lautstärke werden einem die vielen kleinen detailverliebten Arrangements im dichten Sound offenbar, die sonst in diesem Overkill an Orchestrierung und rasendem Black Metal-Druck untergehen würden. Bis in die letzte Note ist hier alles durchdacht und perfekt in Szene gesetzt. Die „klassischen Instrumente“ sind dabei nicht nur schmückendes Beiwerk, sondern essenzielle Stimmungs- und oft sogar Melodieträger. Besonders die majestätischen Bläser verleihen dem Material eine Wucht, die teilweise sogar an die seligen Emperor (man denke an „In The Wordless Chamber“ u.a.) erinnert.
Im Vergleich zum Vorgänger „New Obscurantis Order“ fallen die Unterschiede klein aus, da sich stilistisch wenig getan hat. Bei einer Referenz wie NOO ist das jedoch sicher nichts Schlechtes. Trotzdem wirkt „Redemption Process“ etwas „weitergedacht“ oder „reflektierter“, da im Gegensatz zur schieren 2001er Gewaltkeule öfter der Fuß vom Gas genommen wird und Breaks eingestreut werden, die im Vergleich zum restlichen Material jedoch nicht minder pompös sind. Die Verschnaufpausen gliedern sich schön homogen in den Gesamtsound ein, der diesmal etwas wärmer ausgefallen ist als noch auf „New Obscurantis Order“. Wer NOO also mochte, kann hier bedenkenlos zugreifen. Dasselbe gilt für Freunde der Dummen Bürger.

06.11.2004
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