Annisokay - Devil May Care

Review

Hat es wirklich jemanden überrascht, das ANNISOKAY und ihr Zweitwerk „Enigmatic Smile“ in den deutschen Albumcharts landeten? Rein von der Herangehensweise der Hallenser und Leipziger war der Erfolg vorprogrammiert – catchy Hooks, große Refrains und eine Menge „Kurzweil“. Selbiges gilt jetzt auch für den recht flott hinterher geschobenen „Devil May Care“, nur, dass das neue Album jetzt etwas mehr Hitpotenzial besitzt als seine Vorgänger.

ANNISOKAY setzen deutlich auf Eingängigkeit

Auf „Devil May Care“ ist alles auf Eingängigkeit ausgerichtet, aber das weitestgehend auf wirklich hohem Niveau. Gerade in den Refrains liegt die Stärke von ANNISOKAY – das zeigt schon der zweite Song „What’s Wrong“. Aber auch sonst sind es eher die seichten, melodischen Elemente, die punkten. Der für die Härte zuständige Metalcore wirkt dagegen bisweilen sehr generisch, sodass Breakdowns und Moshparts eher wie Füllmaterial wirken. Schade, hier haben ANNISOKAY einiges verschenkt. An diesem Umstand scheitern dann auch Songs wie das von einem Gastgesangsauftritt von Christoph Freydorf (EMIL BULLS) geprägte „Thumbs Up, Thumps Down“ oder das eigentlich zielstrebige „Photographs“ – es bleibt einfach nicht hängen, ganz okay sind die Stücke natürlich trotzdem.

Deutlich besser gelingt das in den von Synthesizern, Melodien und Ohrwurm-Refrains geprägten Songs. „Blind Line“ erinnert zwar frappierend an LINKIN PARK zu „Meteora“-Zeiten, geht aber trotzdem sehr gut ins Ohr, und das gut drei Minuten lange „Hourglass“ setzt sich direkt im Langzeitgedächtnis fest. Übrigens auch, weil ANNISOKAY hier die Mischung aus harten Gitarren, etwas Geschrei auf der einen, dramatisch/traurigen Melodien, unterschwelligen Elektronik-Einflüssen und emotionsgeladenem Klargesang spielend vereinen.

Hohes Niveau, leider nicht auf gesamter Albumlänge

Schade nur, dass sie das nicht auf voller Albendistanz durchhalten. Während der Albumstart dank knackigen Songs wie „Loud“, dem bereits angesprochenen „Whats Wrong“, dem etwas düsteren „Smile“ (übrigens mit Marcus Bridge von NORTHLANE) noch gut funktioniert, scheint ANNISOKAY nach kleiner Verschnaufpause zwischendrin gerade gegen Ende die Puste auszugehen. Schade, denn das Potenzial, dass „Devil May Care“ ein großes Album 2016 hätte werden können, war vorhanden. Immerhin, Hits sind jetzt da, wenn dies jetzt nur schwächelnde Songs und Momente komplett ausmerzen würde. Sei’s drum, denn „Devil May Care“ ist ein gutes modernes Metal-Album, das kurzweilige Unterhaltung bietet, manchmal kann auch das genügen.

18.11.2016

Chefredakteur

Exit mobile version