Aus persönlichen Gründen verließ Dave Padden, seines Zeichens langjähriger ANNIHILATOR-Sänger und -Gitarrist, im vergangenen Jahr die Band – eine traurige Meldung für viele Fans seiner charakteristischen Stimme. Im Zuge der Arbeiten am neuen Album „Suicide Society“ übernahm daher erneut Mastermind Jeff Waters das Mikrofon, wie es bereits auf den Alben „King Of The Kill“, „Refresh The Demon“, „Remains“ und „Criteria For A Black Widow“ der Fall war.
Wenig überraschend ist es also, dass ANNIHILATOR auf „Suicide Society“ eine fantastische Figur machen und sowohl gesanglich als auch technisch (besonders technisch!) eine Glanzleistung nach der anderen hinlegen. In Form des vorab veröffentlichten Titelsongs beginnt das Album mit einer jugendlichen Frische und einer rotzig frechen Anklage an die bekannten Missstände der Menschheit. Die anspruchsvollen Gitarrensoli und geschickt eingesetzten Groupshouts runden den Titel ab. ANNIHILATOR liefern also einen gelungenen Einstieg.
Auch im Folgenden weist „Suicide Society“ viele großartige Stücke auf. Der dritte Titel „Snap“ startet mit mehrstimmigem A-Capella-Klargesang, der zunächst gewöhnungsbedürftig, dann aber doch genial klingt. Im Verlauf des Songs bleibt dies nicht die einzige Überraschung: Vom Bass größtenteils solo gespielte Parts im zweiten Viertel und der im Refrain wiederkehrende Klargesang machen „Snap“ zu einem der ungewöhnlichsten, aber überzeugendsten ANNIHILATOR-Songs der letzten Jahre.
Auch das Old-School-lastige „Creepin‘ Again“, welches mit Charme um sich sprüht und einen starken Refrain bereithält sowie das ultraharte „Narcotiv Avenue“ mit den hochtechnischen Spielereien von Saitenhexer Waters überzeugen auf ganzer Linie. Lediglich „The One You Serve“ stellt einen Schwachpunkt auf „Suicide Society“ dar. In wiederkehrenden Passagen harmonieren Waters‘ Gesang und die Instrumente nicht miteinander, sodass sich „The One You Serve“ in vielen Momenten schief und unstimmig anhört.
Ja, ich weiß – jammern auf hohem Niveau. Das machen wir Redakteure am liebsten. Mehr ist diese Kritik auch nicht, denn der folgende Titel „Break, Enter“ haut den Fehltritt mit typischem ANNIHILATOR-Riffing, hier in schwindelerregender Geschwindigkeit und groovig wie Teufel, wieder raus. Die nächste Überraschung lässt nicht lange auf sich warten, denn im Rausschmeißer „Every Minute“ singt Waters fast durchgehend klar und gefühlvoll. Die tollen Gitarrenmelodien in Kombination mit dem ergreifenden Gesang machen die Powerballade zum perfekten Abschluss von „Suicide Society“.
Fazit: Jeff Waters kann noch immer gut singen und ANNIHILATOR haben mit „Suicide Society“ ein weiteres großartiges wie technisch anspruchsvolles Stück Thrash Metal geschaffen. Auch wenn Padden als Vokalist der Band vielen fehlen wird, sollte man sich auf Waters einlassen.
Kann die positive Kritik wenig nachvollziehen, denn für mich handelt es sich hier um eines der schwächsten Werke von Annihilator. Dass Padden nicht mehr dabei ist, ist natürlich schade. Er hatte sich mit Waters gut eingespielt.
Dass Waters nun selbst wieder den Gesang übernahm, ist gar kein Problem, denn er macht das absolut nicht schlecht. Leider ist seine klare Stimme aber dermaßen melodisch, dass „Suicide Society“ fast jeglicher Thrash-Aspekt abhanden kommt. Das klingt nach modernem Metal, ultra melodisch und kickt selten.
Dass dabei, abgesehen vom Starter-Trio, kaum eingängige Strophen oder Refrains entstanden sind, ist schade, denn so bleibt lediglich die abermals starke Gitarrenarbeit, an der es nichts auszusetzen gibt. Ansonsten verzichtbar!