Nach dem meiner Meinung nach, etwas überbewertetem 99’er Reunions-Album und der kurz danach schon wieder stattgefundenen Trennung von Sänger Randy Rampage, war ich gespannt, in welche Richtung ANNIHILATOR-Chef Jeff Waters das einstige Speed-Metal Flagschiff steuern würde und ich muß sagen: „Carnival Diablos“ ist definitiv das beste ANNIHILATOR-Album seit dem legendären Debüt „Alice In Hell“.
Der neue Sänger Joe Comeau, der vorher bei OVERKILL für amtliche Riffs sorgte, erweist sich als äußerst talentierter und vielseitiger Sänger. Ich habe selten zuvor jemand mit einem so variablem Stimmorgan erlebt. Jede Top 40 Cover-Band würde sich nach so einem Sänger alle 10 Finger ablecken!
Beim Song „Shallow Grave“ dachte ich beim ersten mal hören echt, daß da Udo Dirkschneider singt und beim Refrain von „Epic Of War“ wagt er sich sogar in Bruce Dickinson Gefilde. Daumen hoch, der Typ hat’s drauf!
Von der Musik her braucht man sich auf „Carnival Diablos“ auch keine Sorgen machen, denn der Kanadier Jeff Waters ist seit Jahren einer der besten und begnadetsten Metal-Gitarristen überhaupt, wobei er aber nicht selbstdarstellendes Gitarren-Gewichse zelebriert, sondern einfach nur geile Songs schreibt! Pflichtkauf!
Nach einem wirklich fulminanten Diskographie-Start, hat sich Jeff Waters in den 90ern, wo er oftmals selbst den Gesang übernahm, leider etwas verloren. Alles ab „King of the Kill“ hatte sicherlich ein paar gute Songs im Gepäck, aber auf Albumlänge funktionierte das nicht so gut. Außerdem entfernte sich Waters immer mehr vom Thrash und wurde kommerzieller. Eine Änderung ergab sich erst mit „Criteria for a Black Widow“, in welchem Randy Rampage wieder das Mikro übernahm und in dem es wieder ordentlich zur Sache ging.
Nach diesem überzeugenden Comeback zu den Wurzeln, kam dann „Carnival Diablos“ heraus und es ist für mich bis heute das beste Album von Annihilator.
Joe Comeau ist ein großartiger Sänger – Das Beste, was Waters passieren konnte. Die Vocals sind dermaßen abwechslungsreich, dass man kaum glauben mag, dass hier nur ein Mann singt.
Die Songs sind allesamt perfekt und verbinden ganz gekonnt den Thrash mit Heavy-Metal und auch Waters Vorliebe für Songs in der Richtung AC/DC. Comeau kann das alles ideal umsetzen, dazu gibt es Riffs und Soli, die ihresgleichen suchen. Kein Song fällt ab, alles harmoniert hier wunderbar.
Für mich nicht weniger als ein Meisterwerk, heavy und eingängig zugleich, mit Songs, die einem nicht mehr aus dem Ohr gehen. Dafür ein großes Dankeschön!