Angrepp - Libido

Review

ANREPP zeigen mit „Libido“, wie man es marketingtechnisch besser nicht machen soll. Die Promofotos erinnern an eine neue RTL II-Doku mit dem Titel „Zurück ins Leben – Intensivtäter aus Berlin-Marzahn“, Albumcover und Songtitel wie „Hellführers Fuckcunt“ führen ebenfalls komplett auf eine falsche Fährte. Dabei gäbe es doch mindestens ein offensichtliches Kaufargument – ANGREPP klingen quasi wie die abgestürzte Version von KVELERTAK und mischen ihr Schießpulver für den Angriff mit Thrash Metal, Black Metal und Punk Rock! Abgefeuert werden acht deftige Schellen, und zwar mit der Intensität einer Handvoll ausgehungerter Wölfe, die gleichzeitig, aggressiv und gierig an einem blutigen Stück Fleisch in unterschiedliche Richtungen ziehen.

Stetiger Anheizer ist Sänger Outlaw (auch bei IXXI aktiv), der mit seinem durchweg gutturalen Gesang, in englischer und schwedischer Sprache, eine hervorragende Leistung abgibt. „Liberated Intoxicated“ und „Party In Hell“ zeigen, wie toll es klingt, wenn eine Band nach Untergrund riecht, aber trotzdem professionell komponiert. Drummer Jakob Hallegren (MÅNEGARM, live bei VALKYRJA) und Bassist Titan (BLOODBANNER, IXXI…) bieten ein unverwüstliches Rhythmus-Fundament, welches von Dawid Grahl (UNDERJORDISKA) und Karl Olsson kreativ bespielt wird. ANGREPP sind ungehobelt und lassen sich nicht packen, dadurch kann sich wiederum der Hörer häufig nicht schnell genug ducken und wird unerwartet von Riffbrettern oder Gitarrensalven überrascht. Die Schweden präsentieren sich erfrischend unvorhersehbar, dafür aber vielschichtig und sicher in allen dargeboten Spielarten. Frei nach dem Motto: „Alles kann und nichts muss“ verbinden ANGREPP ganz selbstverständlich unterschiedliche harten Gangarten zu einem homogenen Sound.

Mal melodiös und schon fast partytauglich, manches Mal aber auch einfach, nur des Rotzen und des Krachs wegen, tierisch laut und aggressiv ohne Rücksicht auf Verluste. „Roadkill Glory“ wird Anhängern des FINNTROLLschen Humppa-Sound genauso schmecken, wie den Traditionalisten, die einfach nur mal schön mit Bier in der Hand die Matte ausführen wollen. „Hugg Alla“ markiert den schmalen Grat zwischen Punk-Gepolter und Black-Metal-Riffing, und final haben die cleveren Schweden noch ein astreines Klatsch-Bass-Intermezzo integriert, zu welchem sich live hervorragend die Faust heben und grimmig brüllen lässt. ANGREPP umgehen auf „Libido“ gleich mehrere der häufig zuschnappende Fallen – sie schweifen nicht ab, nerven nicht mit gockeligem Gefrickel, haben ihr Songmaterial aber im Gegenzug messerscharf geschliffen und bauen, trotz eines durchweg augenzwinkernden Konzepts, in erster Linie auf hohe Musikalität.

Aufgenommen, gemixt und gemastered wurde in den Necromorbus Studio (FUNERAL MIST, ONDSKAPT, WATAIN…) von Sverker Widegren, der ANGREPP die passende Bissigkeit belassen hat. ANGREPP haben somit die kleine Hürde, die sich selbst mit ihrem Vorgänger „Warfare“ gelegt haben, locker übersprungen. Als Querverweise dürfen die eingangs erwähnten KVELERTAK sowie TOXIC HOLOCAUST, WHISKEY RITUAL und KHOLD herhalten. Die ultrapeinlichen Bandfotos sind hiermit verziehen, und für alle, die bei diesem Albumtitel zumindest ein klein wenig Porno erwarten – ja, im Titelsong gibt es Poppgeräusche und auf der Facebook-Präsenz eine Menge Dekolleté!

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25.09.2014

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