Angel Blake - The Descended

Review

Erschien ANGEL BLAKE 2006 noch als gehyptes Überbleibsel der Schweden von THE CROWN, muss Marko Tervonen nun zwei Jahre später mit „The Descended“ seinen Platz in der Rockwelt erst so richtig festigen. Doch er kommt nicht alleine: Nicht nur dass die Gitarre von Christian Älvestam (SCAR SYMMETRY) an Anders Edlund ging, auch Sänger Tony Jelencovich verließ nach dem selbstbetitelten Debüt die Band und hat letztenendes Platz für Tobias Jansson gemacht. Genretechnisch ist dagegen aber alles beim alten geblieben, denn wieder gibts modern abgemischten Rock mit jeder Menge Geriffe und Gegroove.

Und Meister Tervonen hat auch bei „The Descended“ nicht geschlampt. Statt simplem Kirmesbudenrocks wurden hier im Songwriting wieder alle Register gezogen, jeder Refrain mächtig ausgereizt, jedes Riff maximal groovend durchgerockt, jeder goldene Schnitt mit einem einfallsreichen Mittelteil ausgefüllt und jedes Lead so catchy wie möglich gestaltet. Und wer schon die Vorabsingle „Defenseless“ auf diversen Internetplattformen angesehen hat, und sich dazu den Skalp abmoshen konnte, wird hier auf jeden Fall jede Menge Spaß haben.
Leider kann ich persönlich „The Descended“ nach etlichen Hördurchläufen aber nur bedingt in den Elitebereich setzen, den Tervonen vermutlich angepeilt hat. Man merkt ihn bei oben aufgezählten Kniffen die gemachten Mühen wirklich deutlich an, aber beim Versuch eingängigen Rock auf die nächste Ebene zu legen und ein zweites schwarzes Album zu erschaffen, hat er es definitiv teilweise zu gut gemeint. So ist zum Beispiel jede Nummer mindestens ne halbe Minute zu lang und mit allerlei langweiligen Einschüben und bremsenden Zwischenparts ausgestattet. Zum anderen überfordert er damit aber auch ungemein, wenn Songstrukturen die eingängig hätten werden können sinnlos kompliziert gemacht, und entspannende Akkordwechsel zugunsten von kniffligen Riffs nur selten verwendet werden. Eine eindeutige Ausnahme ist immerhin der Titeltrack: Hier kann man mal richtig mitmoshen und sich über eine unglaublich starke Hinleitung zum Hauptthema freuen. Auch „Wasn’t Meant To Last“ gehört mit nem glasklaren Ohrwurmrefrain definitiv zu den sorgenfreieren Nummern.

Im Endeffekt ist aber in jedem Lied, trotz merkbar großem Songwritingkönnen und viel Mühe beim ausgestalten von Refrains oder Leads, irgendwo ein unausgereifter Stachel drin. Wer aber auf modernen Heavy Rock amerikanischer Prägung steht, wird mit „The Descended“ jede Menge Spaß haben, und auch ich musste mich teilweise ganz schön überreden, der Platte nicht doch eher die 8 als die 7 zu geben. Bei dem Steigerungspotential, das nach der Dreiviertelstunde aber noch möglich ist, hebe ich mir die Gönnerhaftigkeit aber lieber für ne Undergroundband auf.

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10.06.2008

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