Andras - Reminiszenzen...

Review

Über die Vergangenheit von ANDRAS wurde schon an anderen Stellen zu genüge geschrieben. Von den weniger rühmlichen Alben aus den 90ern hat man sich verabschiedet und 2005 mit „…of Old Wisdom“ einen starken Neustart gewagt. Mit ihrem sehr episch angehauchten Pagan/Black Metal konnte man die Band auch erstmals auf musikalischer Basis ernst nehmen. Anschließend folgten zwei weitere Platten, die ähnlich waren, aber nicht mehr ganz an das Niveau von „…of Old Wisdom“ herankamen. Anschließend wurde es sehr still um die Band. Nun, sieben Jahre nach dem letzten musikalischen Lebenszeichen, erscheint bei Einheit Produktionen ihre vierte Langspielplatte nach der Neuorientierung. Ganz neu dabei ist Sänger Khenaz, der Vorgänger Ecthelion ersetzt hat.

Neuer Sänger, alter Sound – ANDRAS bleiben sich treu

Pagan Metal hat sicherlich nicht den allerbesten Ruf, da er zu oft eine gewisse Ernsthaftigkeit vermissen lässt und sich auf Gute-Laune-Sauf-Lieder und lyrische Wir-Heiden-gegen-die-bösen-Christen-Ergüsse zu beschränken vermag. Das finden wir bei ANDRAS definitiv nicht. Hier herrscht musikalisch und lyrisch eine gewisse Grundernsthaftigkeit vor. Man versucht, in jedem Song eine Geschichte zu erzählen, die sich oft an historischen und sagenhaften Themen bedient. So ganz klischeefrei agiert man aber nicht. Mit zwei gegen das Christentum gerichteten („Der Blinde Mann“, „Altar der Finsternis“) und einem satanischen („Blessed In Sin“) Song verfällt man jedoch in genretypische Muster. Und auch eine obligatorische Ode an die Heimat („Ferguuna“) fehlt hier nicht.

Musikalisch hat sich auf „Reminiszenzen …“ im Vergleich mit den Vorgängeralben nicht viel geändert. Man bedient sich dem bewährten Stilmix aus 90er-Jahre Black- und epischen Pagan Metals sowie hier und dort einigen vereinzelten Heavy- oder Thrash-Einflüssen. Sehr präsent ist auch das Keyboard – wo wir direkt zu einem ersten Kritikpunkt kommen. Denn leider erzielt der Einsatz des Tasteninstruments nicht immer die erwünschte Wirkung. Oft dudelt es nämlich nichtssagend im Hintergrund („Der Blinde Mann“,“Ferguuna“) oder passt nicht so wirklich in das Gesamtkonzept des Liedes („Blessed In Sin“).

Ein weiterer Kritikpunkt ist der Klargesang von Neusänger Khenaz. Dieser erreicht leider nicht die Qualität seines Vorgängers. Schade, denn dessen Gesang war stets ein Highlight auf den vorherigen Alben.

„Reminiszenzen…“ wird erst spät zu einem guten Album

Punkten können ANDRAS und ihr Neuzugang hingegen bei den harschen, eher traditionellen Liedern und Parts („Black Rain“, „Im Schatten der Flammen“). Wenn man sich auf die schwarzmetallischen Wuzeln beruft, merkt man, dass ANDRAS erfahrene Musiker und gute Songwriter sind. Besonders deutlich wird dies bei „Blessed In Sin“, welches mit seiner thrashigen Note ein Highlight darstellt und gleichzeitig die starke Phase des Albums einläutet. Denn „Reminiszenzen …“ wird erst ab der Mitte so wirklich interessant. Plätschern die ersten Songs, abgesehen von „Black Rain“, noch etwas nichtssagend vor sich hin, so steigert sich das Album in der Folge.

Das sehr schöne und ruhige „Anewand“ bildet einen gelungenen Kontrast zu den härteren Songs davor und entwickelt fast schon eine soundtrackartige Atmosphäre. Das anschließende „Ferguuna“ kann man danach zwar wieder vergessen, da es lyrisch zu kitschig und musikalisch nicht sehr spannend ist. Anschließend jedoch trumpfen ANDRAS mit einem kleinen, zweigeteilten Epos namens „Der Raubschütz“ auf. Der Zweiteiler weiß durch sein geschicktes und sehr gelungenes Songwriting zu gefallen. Hier schaffen es ANDRAS, all ihre Stärken des Albums zu bündeln. Mit dem nachfolgendem Outro bildet dieses zusammenhängende Werk einen würdigen Abschluss und ist gleichzeitig ein Höhepunkt der Platte.

Am Ende ist „Reminiszenzen …“ nichts Halbes und nichts Ganzes. Nach einer eher durchwachsenen ersten Hälfte steigert sich das Album merklich. Auf der Habenseite stehen einige gute Songs, bei denen der Mix der einzelnen Elemente gut gelingt. Gleichermaßen überzeugen aber auch viele Lieder nicht, worunter sich auch ein paar Ausfälle einreihen. Hätten ANDRAS sich mehr auf die gelungenen Songs beschränkt, so wäre das Album deutlich stärker ausgefallen. Mit einer Gesamtspielzeit von über einer Stunde wäre es auch kein Problem gewesen, die Platte kompakter zu gestalten. Weniger ist eben oft mehr. So bleibt letztlich leider nur ein völlig mittelmäßiges Gesamtpaket bestehen, das aufgrund der deutlichen Steigerung auf der B-Seite von mir aber einen Punkt mehr erhält.

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24.10.2017

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2 Kommentare zu Andras - Reminiszenzen...

  1. Bluttaufe sagt:

    Bei Neusänger Khenaz handelt es sich um den TEMPLE OF OBLIVION Frontmann. Definitiv keine schlechte Wahl.

    1. Bluttaufe sagt:

      O man, was haben wir ANDRAS früher belächelt! Ich will nicht sagen, dass bei Last Episode alles schlecht war aber die Frühwerke von ANDRAS haben sehr gut zu dem Label gepasst.
      Ich hätte es nie, aber auch wirklich nie für möglich gehalten, dass ANDRAS jemals halbwegs hörbare Alben abliefern würden bis ich „…of old wisdom“ hörte.
      „Warlord“ war dann so etwas wie ANDRAS ihr Meisterwerk bis sie sich auflösten.
      „Reminiszenzen“ stellt dann so etwas wie ein erneuter Anfang da. Bis auf Gitarrist Nightsky wurde die ganze Besetzung ausgetauscht.
      „Warlord“ wurde nicht getopt! Ich finde, dass es generell kein herausragendes Werk ist. So klingen die Keyboards äußerst kitschig und man muss unweigerlich an viele Last Episode Bands aus grauer Vorzeit denken. Teils richtig billig gespielt und dann wie klebriger Zuckerguss über die Songs geklatscht. Weniger wäre hier mehr! Und wenn in einigen Songs die Klampfe bei den Leads total verstimmt sind dann fasst man sich als Hörer ratlos an den Kopf.
      Auch wenn Khenaz hier am Mikro einen guten Job macht – ich fand den Gesang seines Vorgängers um einiges mitreißender.
      Klingt unter´m Strich alles nicht übel aber ich hätte mehr erwartet.

      7/10