Andra - Circle Of Fire

Review

Mir ist die deutsche Power-Metal-Gruppierung mit dem biblisch gewichtigen Namen VII Sins bisher noch nicht über den Weg gelaufen – auch die weibliche Rockröhre Andra, die dieser Formation ihre Stimme leiht, entzieht sich bisher meiner Kenntnis. Die genannte Dame, die die ersten Gehversuche auf dem metallischen Musikmarkt 1990 mit der Formation Helion tat, beschäftigte sich danach zunächst mit einem Gothic-Projekt namens Mindless You Sleep, bei dem auch Miodrag Stefanovic mitwirkte. 1998 dann entstanden VII Sins und nun scheint diese Band ihres Namens überdrüssig geworden zu sein, denn der neue Output erscheint unter dem Namen Andra – Circle of Fire – die Besetzung jedoch ist die selbe und die CD-Hülle schmückt sich mit dem Schriftzug „feat. VII Sins“. Die Beweggründe dafür sind mir schleierhaft. Das Artwork präsentiert den Andra-Schriftzug in archaisch-martialischer Manier von Flammen umzüngelt – auf Rückseite- und Innenseite blickt uns Andra höchstselbst entgegen. Die Musik selbst bleibt im Power Metal verhaftet und die zehn nicht belanglosen Songs widmen sich zumeist dem flotten Uptempo-Bereich. Die Gitarren, deren Riffs im Übrigen sägend und rotzig sind und des öfteren mit „oxidierten Tönen“ (das sind die „spitzen Noten“, die durch ihre hohe Tonfrequenz aus dem Rhythmus-Riff herausbrechen – Zakk Wylde z.B. ist ein Meister dieser Technik) aufwarten, sind hier recht vordergründig, während das Schlagzeug-Gerüst etwas dezenter auftritt. Trotzdem wird die Musik hier, wie bei fast jeder Power-Metal-Veröfffentlichung, von einem permanenten Strom von Double-Bass und rennenden Beats begleitet. Andra J’s Stimme ist natürlich schon aufgrund ihres Geschlechtes reine Geschmackssache für den Metal-Fan, obwohl sie mit ihrem rauhen Organ einigen Kastraten-Sängern dieses einschlägigen Bereichs in Sachen Männlichkeit eindeutig Konkurrenz machen könnte. Trotzdem erreicht ihre Stimme nicht die kompromißlose Eingängigkeit einer Kimberly Goss von Sinergy, aber das ist ja nicht unbedingt ein Nachteil. Eher erinnert sie mich mit ihrem sehr eigenwilligen und sicherlich gewöhnungsbedürftigen gesanglichen „Schnurren“ an Tina Turner oder eher noch an Suzi Quattro (letztere wird nicht mehr Allen hier ein Begriff sein). Ihre volle Leistung entfaltet sie aber vielleicht nicht mal bei den harten Stücken, sondern eher bei der sehr gelungenen Akustik-Ballade „Broken Mirrors“. Im darauffolgenden Track versucht sie sich an einer sehr harten Coverversion des Diso-Hits „I will survive“ von Gloria Gaynor und auch hier überzeugt ihre Vokalpräsentation. Auch die nächste Nummer, „La Rosa del Amor“, ist etwas Besonderes. Er erscheint komplett in spanischer Sprache, die, wie ich meine, perfekt für härtere Rockmusik und Heavy Metal geeignet ist – das zeigen auch Acts wie Overdose, Molotov, Easy Rider und viele mehr. Die restlichen Tracks reihen sich mit eingängigen Melodien und instrumentaler Stärke in ein abgerundetes Klangbild ein – große Ausfälle kann die Platte nicht verzeichnen. Abschließend ein für den Power-Metal-Bereich erfrischend andersartiges „Produkt“, gerade der Gesang kann durch Gewöhnungsbedürftigkeit und Innovation überzeugen und bringt eine dringend nötige Portion frischen Wind in das angestaubte und abgedroschene Genre. Daher 8 Punkte für den mutigen Versuch, anders zu sein.

14.03.2003

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