...And Oceans - Cosmic World Mother

Review

MORGOTH, IN THE WOODS…, …AND OCEANS: Drei Bands, die musikalisch nicht notwendigerweise viel eint, jedoch die Tatsache, dass ihnen vor Veröffentlichung des Reunionalbums der originale Sänger abhanden gekommen ist. Im Falle von …AND OCEANS heißt das also, dass Kena Strömsholm (aka Kenny, K-2T4-S und Killstar) nicht mehr mit dabei ist und „Cosmic World Mother“ von Matthias Lillmåns eingegrunzt wurde. Den kennt man u.a. als Frontmann von FINNTROLL, und dort verrichtet er ja einen respektablen Job. Sofern man also von der Tatsache der Trennung an sich enttäuscht sein sollte, heißt das noch lange nicht, dass das fünfte Album der Finnen eine Enttäuschung ist.

…AND OCEANS ist der originale Sänger abhanden gekommen

Stilistisch knüpft „Cosmic World Mother“ an die Anfangsphase von …AND OCEANS an, und das bedeutet flotter, melodischer Black Metal mit flächigen Keyboards und melancholischem Einschlag. Ohne Intro und Umschweife legt das Sextett mit „The Dissolution Of Mind And Matter“ rasant und in Hochgeschwindigkeit los und liefert als Refrain eine zurückhaltene Melodie. „Vigilance And Atrophy“ trägt die Keyboardfarben sogar etwas dicker auf, was man in solcher Form von den Finnen ja irgendwie auch erwartet. In diese Kerbe schlagen auch „Five Of Swords“ und „As The After Becomes The Before, bei dem zunächst auch das Tempo etwas verhaltener ist. Der Titeltrack und „Helminthiasis“ wiederum werden von Keyboards eingeleitet, bevor auch hier das Tempo angezogen wird, und „Oscillator Epitaph“ …

Moment, Moment: Wenn sich die niedergeschriebenen Eindrücke der einzelnen Songs so ähneln und diese sich nur durch die Intros unterscheiden, läuft da nicht was falsch? Ja und nein, nein und ja. Erst einmal dürften Fans der Band bei der stilistischen Ausrichtung durchaus schwitzige Hände bekommen, das passt also. Allerdings ist nicht von derselben Hand zu weisen, dass die Songs insgesamt etwas stromlinienförmig ausgefallen und echte Überraschungen eher rar gesät sind. „Apokatastis“, das im Arrangement sehr DIMMU-lastig wirkt, ist so ein Fall. Der Grund sind hier die dicker aufgetragenen Keyboards.

Die Keyboards an sich sind allerdings ein weiterer Kritikpunkt an „Cosmic World Mother“ – sie klingen überwiegend nach 1997, wenig überraschend, wenig revolutionär, wobei sich die Wirkung allerdings auch nicht abnutzt. Aber da waren …AND OCEANS in der Vergangenheit schon mal innovativer.

„Cosmic World Mother“ fehlt der Wille zur Innovation

Das alles soll allerdings nicht heißen, dass „Cosmic World Mother“ ein schlechtes Album wäre, im Gegenteil. Aber wenn man von …AND OCEANS neben dem schwarzmetallischen Pflichtteil auch ein wenig Verrücktheit mitkaufen möchte, ist selbst ein gutes Album eben doch eine klitzekleine Enttäuschung. Wie gesagt, die Songs enthalten die richtigen Zutaten, gehen gut ins Ohr und nutzen sich nicht über die Maßen ab.

Was dem Album aber ein wenig fehlt, ist der Wille zur Innovation. Da gibt es dann eben Abzüge bei der Kür. Und um zum Eingangsszenario zurück zu kommen: Auch hier bleibt das Gefühl zurück, dass die Reunion den Fan nicht ganz komplett zufriedenstellt. Aber wer weiß: Vielleicht setzt die Veröffentlichung von „Cosmic World Mother“ jetzt neue Energien frei, nachdem man hinter dieses Kapitel ein Häkchen setzen kann. Lassen wir uns einfach überraschen.

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09.06.2020

- Dreaming in Red -

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10 Kommentare zu ...And Oceans - Cosmic World Mother

  1. nili68 sagt:

    Wenn’s gut ist, brauche ich keine Innovation um ihrer selbst willen. Nachdem in letzter Zeit ja nur noch (klar, man kann nicht alles kennen) Müll raus gekommen ist, klingt das doch ganz vielversprechend. Season Of Mist ist ja aber auch eher nicht für Schrott bekannt. Vielleicht etwas viel Keyboard. Das Lied alleine wäre mir trotzdem 8 Punkte wert. Mal sehen..

    1. Nether sagt:

      „Nachdem in letzter Zeit ja nur noch Müll raus gekommen ist …“
      Hö?
      Blaze Of Perdition, Turia, Häxanu, Árstíðir Lífsins, The Committee, Almyrkvi/TRoB …
      Nix für dich dabei?

      1. nili68 sagt:

        Mit „Müll“ meine ich, nichts, was mich großartig begeistert hätte, bzw. ich spontan keine Veranlassung sah, mich da tiefergehend mit zu beschäftigen.. aber ja Árstíðir Lífsins nehme ich da raus und da waren ja auch noch Oranssi Pazuzu ( NB hin oder her lol) und ich machte ja noch die Einschränkung, daß man nicht alles kennen kann. Es geht einem immer was durch die Lappen. Das entdecke ich dann durch Zufall später.. oder auch nicht.
        Ich will nicht mehr so viele CDs kaufen, die dann doch nur verstauben, da gibt’s nur noch Super oder Müll, schwarz oder weiß, gut oder böse.. LOL

      2. nili68 sagt:

        Winterfylleth waren ja auch noch. War halt schon spät gestern Abend.. *rausred’* 😀

  2. nili68 sagt:

    Klar, gibt’s natürlich komplett auf YT. lol
    Wenn man auf der Suche nach avantgardistischem Prog-BM ist, ist man hier natürlich falsch. Wenn man aber flotten, schmissigen Melo/Sympho-BM der mitt/spätneunziger-Prägung will, kann ich nur fragen: What’s not to like? Die tollen Melodien und der gute Sänger gleichen die fehlende Experimentierfreudigket und Innovation zumindest für mich aus. Kein BM, den ich ständig höre, aber wenn mir mal danach ist und für das genommen, was es ist, ist mir das starke 8 Pkt. wert.

    8/10
  3. Watutinki sagt:

    Ja, kann man nicht viel falsch machen, viel richtig macht man damit aber auch nicht, gibt wesentlich interessanteres. Die fehlende Innovationkraft stört mich gar nicht, eher dass alte Alben wie bspw. von Setherial oder Lunar Aurora einfach eine wesentlich größere Faszination besitzen, ihre Musik war nicht nur technisch fantastisch.

    6/10
    1. nili68 sagt:

      Es gibt Alben, die hängen mir sowas von zum Hals raus, dass ich die gar nicht mehr als Vergleich heran ziehe oder die bei der Bewertung eines neuen Albums im Hinterkopf habe, egal ob die „besser“ sind.
      Ich habe mich bei dem YT-Stream nicht gelangweilt, musste nicht skippen oder darüber nachdenken, ob das jetzt Kvnst oder so ist. Manchmal langt mir das. Das hier ist halt das BM-Equivalent zu ’nem Cheeseburger, der ja auch mal schmeckt.

      1. Watutinki sagt:

        Sag Mal der Band so, glaubst Du die wird mit dieser Beschreibung glücklich sein? Denke eher nicht.
        Schätze Mal die haben selbst einen höheren Anspruch an ihre Musik.

      2. nili68 sagt:

        Meinst du? Ich glaube, Bands durchforsten auch das Internet nach Reviews, egal wie sehr die immer behaupten, wie egal denen das ist haha. Können ja Google Translate benutzen und dann was dazu sagen.. lol

  4. xXx-Oimel-xXx sagt:

    Stilistisch knüpft das Album nirgendwo an. Weder in der Anfangsphase noch in der späteren Elektro Metal Phase. Denn weder in der einen noch in der anderen Phase klangen …AND OCEANS anders.
    Das hier ist einfach nur eiskalter BM ohne jeglichen Wiedererkennungswert. Ich bin froh wenn die Keyboards ertönen…denn die sorgen für etwas Abwechslung. Der Wiedererkennungswert alter Tage ist dahin.
    Da der aktuelle Output weder was mit den Anfangs- noch mit den aktuellen Tagen was zu tun hat und auch alleine nicht glänzt, nur 4 Punkte

    3/10