Ancst - Ghosts Of The Timeless Void

Review

Galerie mit 13 Bildern: Ancst - Summer Breeze Open Air 2018

Ein Blick in die Veröffentlichungsliste von ANCST zeigt: Die Berliner haben einen klaren Faible für EPs und Splits. Denn davon finden sich zahlreiche, zuletzt glänzten sie ja unter anderem auf ihrer Hälfte der gemeinsamen Veröffentlichung mit KING APATHY. Aber jetzt ist scheinbar endlich die Zeit gekommen, das zweite vollwertige Album nach „Moloch“ (2016) abzuliefern. Es ist beinahe merkwürdig, dass „Ghosts Of The Timeless Void“ alles andere als einfallslos wirkt, bedenkt man die Enge Taktung, mit der ANCST neues Material abliefern.

ANCST setzen auf ihre bewährte Mixtur

Aber eben diese vielleicht vorhandene Vorabsorge zermalmt das Quintett schon im Opener „Dying Embers“. ANCST zeigen sich stilistisch treu, ohne dabei zu sehr in den eigenen Hinterlassenschaften zu wühlen. Erneut gibt es eine Stilmixtur aus Hardcore, Black Metal, Crust und, ja, auch ein bisschen Death Metal zu hören. Letzteres führt auf „Ghosts Of The Times Void“, das herrlich kompromisslos, roh und schroff wirkt und produziert ist, dazu, dass geringe Anflüge an die ersten HEAVEN SHALL BURN-Schritte auf diesem Planeten geweckt werden. Ansonsten sparen die Hauptstädter aber nicht an Abwechslung, was sich schon im Tempo bemerkbar macht. Flottes Uptempo hier, gnadenlos walzendes Midtempo und wütende Stampfer dort.

Der feine Blick ins Detail ist aber umso wichtiger für dieses Album. Denn ANCSTs Stärken liegen einerseits in der kompromisslosen Wut, mit der sie durch die elf Songs knüppeln, andererseits aber eben spürbar in den kleinen und großen Feinheiten. Letzteres trifft insbesondere auf die sich mit ihrem dezenten Einsatz definierenden Leadgitarren zu, die zunächst unauffällig, bei genauerem Hören aber umso beeindruckender das Songbild prägen – wohlgemerkt, ohne direkt ins Gesicht zu springen. Hier sei besonders „Of Gallows and Pyres“ oder „Sancity“ genannt. Klar das Zepter in der Hand haben sie dagegen in „Dysthimya“, das ohnehin heraussticht. Denn statt Wut präsentieren ANCST hier Verzweiflung in einem anmutig gestalteten Song, der ungewohnt ruhig vor sich hinbrodelt. „Brodelt“ trifft es gut, denn immer wieder baut sich eine unglaubliche Spannung auf, bei der der dramatische Höhepunkt in Form wuchtiger Gitarrenwände jede Sekunde kommen könnte … doch er kommt nicht, und genau darin liegt der Reiz. Ein unfassbar starker Song!

Trotz durchgehender, wutgeladener Ästhetik – „Ghosts Of The Times Void“ ermüdet nicht

Aber auch die ansonsten wutgeladene Ästhetik, die „Ghosts Of The Times Void“ inne sitzt, ist ansteckend. Ermüdend wirkt es glücklicherweise nicht, wenngleich nicht alle Songs emotional derart ansteckend sind, wie das eben erwähnte „Dysthimya“ oder das ebenfalls überragende, allerdings hauptsächlich aus wüster Raserei bestehende „Revelation Of Deformity“.

Man mag von dem, was im letzten Jahrzehnt alles aus Black Metal gemacht wurde, halten, was man will. Doch langsam aber sicher kristallisieren sich die besseren Bands dieser Gangart heraus und ANCST sind definitiv eine davon. Nein, kein weinerlicher Post-Black Metal, denn mit Schönheit hat dieses Album wirklich wenig zu tun, dafür eine geballte Ladung angestauter Frust, der sich in einer ätzenden, schwarzen Ballung entlädt. Hier sei auch noch die Produktion erwähnt, die kantig ist und das eher hölzern donnernde Schlagzeug in den Mittelpunkt rückt, das Geschehen dabei wirklich optimal einfängt. Hut ab dafür – und ja, eines der stärksten Alben im ersten 2018er-Quartal.

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20.02.2018

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14 Kommentare zu Ancst - Ghosts Of The Timeless Void

  1. Herr Schobel sagt:

    live jesehen….ziemlich gut. Die Jungs können was.

    8/10
    1. Niklas sagt:

      Darf ich mal fragen wo du das neue Album bereits hören konntest?!?

  2. Dragan sagt:

    Bandcamp, Youtube, Promo, etc… gibt doch genügend Möglichkeiten… Seid nicht immer so Kleinkariert und tut nicht so dusselig, als ob nemand hier wüsste, auf welchen Wegen man sich Platten vorab anhören kann.

    1. Niklas sagt:

      Lieber Mensch, man kann genau zwei Songs vorab hören (auch auf den von dir genannten Plattformen). Insofern dem Kommentierenden keine Promo vorliegt, die Bemusterung erfolgt übrigens mittlerweile überwiegend digital komprimiert und nicht als physical Copy, ist meine Frage mitnichten kleinkariert, sondern vielmehr berechtigt.
      Also wer ist hier der Doofkopp?

      1. SaGi sagt:

        Wenn die Platte bereits geleaked sein sollte, gäbe es da auch noch den illegalen Weg, aber er spricht ja von „live gesehen“.

  3. Bluttaufe sagt:

    Nach all dem Gehype um ANCST wurde ich auch mal neugierig, da mir angeschwärzter Crust eigentlich sehr gut gefällt.
    Ich bin ziemlich enttäuscht, was man bei Youtube so finden kann. Instrumental durchaus gefällig bis überzeugend aber das 08/15 Hardcore Geshoute wirkt schon ziemlich deplatziert & wirkt schnell nervtötend. Da fehlt das giftige was den Crust eigentlich ausmacht & nicht so ein Gebelle wie ein heiserer Hund, der klingt als leide er an einer Darmverstopfung.
    Da hatte ich mir nach all den Lobpreisungen mehr erhofft.

    1. Niklas sagt:

      Schon mal Extreme Noise Terror gehört? Das von dir angesprochene „Bellen“ ist sowas von Crust. Du meinst wohl eher Powerviolence. Ancst spielen Hardcore. Punkt.

      8/10
      1. Bluttaufe sagt:

        Ja, Herr Lehrer! Wer lesen kann ist klar im Vorteil ich schrieb 08/15 Hardcore Geshoute. Und ich kenne mich im Crust als auch im Powerviolence bestens aus. Und ja, ich kenne ENT! Warum man die jetzt auch immer hier im Raum werfen muss, bleibt mir ein Rätsel.
        Wenn du das als Hardcore bezeichnest dann gute Nacht. Der Gesang von ANCST klingt dennoch für die Mülltonne. Punkt!

      2. Sergeant D sagt:

        Wenn du dich wirklich auskennen würdest, wüsstest du, dass das Stilmittel „sich überschlagender“ Gesang ein klassisches für die angesprochenen Genres ist. Du bist ein Megablender lieber Bluti.

      3. Bluttaufe sagt:

        Eigentlich ist jedes weitere Wort eines zu viel. Dein Versuch der Fachsimpelei sagt was über den individuellen Geschmack aus? Solche Weltverbesserer und Erklärbären haben mir hier noch gefehlt. Eigentlich wäre das Thema ANCST für mich durch, währen da nicht so rosarote Leute, die mit Nonkonformismus nichts anzufangen wissen und einem ihre Weltsicht auf den Leib drücken. Bla,bla, wer nicht deiner Meinung ist, hat keine Ahnung, kennt sich nicht aus und so weiter. Kennen wir alles schon und erzeugt nur ein müdes Gähnen. Made my day… ;D

      4. Sergeant D sagt:

        Und wenn deinesgleichen nicht weiter weiß, kommen ausschließlich Anglizismen und Satzzeichen, die ein lustiges Zwinkergesicht darstellen sollen Bluti. Arm.

  4. Marek Protzak sagt:

    Wir haben zwei weitere Kommentare gelöscht. Persönliche Beleidigungen haben ab einem gewissen Grad hier keinen Platz, homophobe gehören dazu. Seid meinungsstark, aber bleibt fair!

  5. CHILL sagt:

    Auch wenn der/die Shouter nur so durchschnittlich sind, völlig egal. Bei Converge ist das ja ähnlich, wobei Bannon sich durchaus gesteigert hat. Ich würde zu 6,5/10 tendieren.

    7/10
  6. nili68 sagt:

    Ich höre keinen rechten Metal, aber auch keinen linken und da Politik bei denen eine große Rolle spielt, ist das nichts für mich, auch wenn die Musik phänomenal wäre.
    (Black) Metal sollte über so etwas profanes wie Politik erhaben sein.

    Finden viele bestimmt voll lächerlich, aber i don’t care. ICH sehe das halt so!!

    6/10