Ancst - Culture Of Brutality

Review

Nachdem ANCST ihrem letzten Studioalbum “Summits Of Despondency” in gewohnter Manier zwei EPs, zwei Splits und ein Live-Album nachgelegt haben, dachte sich Tom Schmidt – im Studio alleiniger Musiker der Band – für sein fünftes Full-length eine etwas abweichende Herangehensweise aus. Nachdem das ureigene Blackened-Crust-Gemisch mit stets latentem Metalcore-Einschlag über vier Alben, unzählige Touren und diverse Kleinveröffentlichungen etabliert wurde, hat er ANCST auf “Culture Of Brutality” in eine crustige Deathgrind-Kapelle mit durchschnittlichen Songlängen von anderthalb Minuten verwandelt. Da die Band ihre Wurzeln sowieso stets mehr im Crust und Hardcore als im Black Metal hatte, könnte das Ganze gut funktionieren. Vor einer Bruchlandung ist jedoch natürlich niemand bewahrt.

ANCST in der Deathgrind-Version

Tatsächlich kann die Fanbase einigermaßen beruhigt sein. Der Stil steht ANCST gut zu Gesicht; allzu einschneidend fallen die Veränderungen gar nicht aus. Klar, der Sound der Instrumente und die Produktion wurden minimal an die veränderte Stilistik angepasst. Viele der Riffs hätten aber weiterhin auch auf älteren Alben der Band stehen können, Toms Screams sind zudem markant wie eh und je.

Damit der Kunstgriff funktioniert, haben ANCST außerdem darauf geachtet, dass “Culture Of Brutality” ein echtes Metal-Album bleibt. Die Scheibe bietet feinste Mosh- und Fistbang-Parts und schafft es, die immerhin 20 Songs gekonnt abwechslungsreich zu gestalten. Bei derartig vielen Songs wirken zwar selbst 34 Minuten Album-Spielzeit recht lang; Langeweile kommt bei “Culture Of Brutality” aber nie auf, weil ANCST ihre typische Intensität beibehalten haben.

“Culture Of Brutality” – Ein gelungenes Experiment

Der Versuch des Stilwandels ist ANCST gelungen, da sie bzw. Tom Schmidt die eigenen Trademarks nicht aufgegeben haben und dennoch unverkennbar als sie selbst agieren. Tatsächlich sind es vielmehr die Länge und der Aufbau der Stücke, die an Deathgrind denken lassen, mit dem Sound von NAPALM DEATH oder BRUTAL TRUTH haben sie nämlich gar nicht viel zu tun. Stattdessen erinnern sie manchmal an die Frühphase von Bands wie HEAVEN SHALL BURN oder MAROON, was ein charmant-nostalgisches Feeling verbreitet. In der bekannten und bewährten Ausführung sind ANCST letztlich ein kleines Stückchen besser – das ist aber selbstverständlich subjektiv.

01.05.2024

Redakteur | Koordination Themenplanung & Interviews

Exit mobile version