Nicht lang schnacken, Kopp in Nacken – ANCHORS & HEARTS sind sofort da! Ohne Umschweife fliegt einem „Sharkbites“, nach einem geschmackvollen Einstieg, um die Ohren. Als Norddeutsche darf man das nautische Thema gerne aufgreifen, diese Chance lassen sich ANCHORS & HEARTS gleich zu Anfang natürlich auch nicht entgehen. Von CALIBANs Mark Görtz mit einem fetten Sound ausgestattet, jagen uns die Fünf durch äußerst unterhaltsame 32 Minuten, gepflastert von heftigen Metalcore-Riffs, hitzigem Schlagzeuggewerkel und dem ansprechenden Staffellauf von melodischem Klargesang und angestacheltem Krächzgeschrei. Sinnbildlich dafür stehen auch Attribute, die man dem Hai zuordnet. Er zeigt sich einerseits aggressiv, ist aber ebenso zurückhaltend und ein sehr sensibles Tier.
Foto von Sebastian Rauba
„Sharkbites“ beißt sich jedenfalls erbarmunglos fest, mit jedem zusätzlichen Durchlauf kleben die Refrains besser im Gehörgang und von Song zu Song kristallisieren sich mehr Ankermöglichkeiten. Häufig nerven bei unerfahrenen Bands die melodischen Gesänge, der Versuch hymnisch zu klingen geht tierisch in die Hose, meistens zu sülzigem Pathos und zu schlechten gesanglichen Fähigkeiten geschuldet. Doch dieses Klischee umschiffen ANCHORS & HEARTS gekonnt. „Sharkbites“ bringt also die Erkenntnis, dass man diese Hürde sehr wohl meistern kann – die beiden Facetten ergänzen sich und stören sich nicht gegenseitig. Die Hörerschaft kann das enorm vergrößern, denn ANCHORS & HEARTS schaffen den musikalischen Spagat zwischen dicke Eier und Häschen streicheln. Kein Wunder, denn die Band hatte bereits die Möglichkeit für Szenegrößen wie BILLY TALENT, PARKWAY DRIVE, NOFX, BOYSETSFIRE und DEEZ NUTS zu eröffnen, da kann man sich schon einiges abgucken „Home Here“ lässt sich gut auf die Livesituation übertragen, kann für euphorische Fanchöre sorgen, ganz ohne konstruiert zu wirken. Mühelos jongliert die Band mit verschiedenen Dynamiken, lässt unterschiedliche Strömungen ganz selbstverständlich zu einem kräftigen Strahl zusammenlaufen. „Unbreakable“ zuckt in alle Richtungen, poltert, trampelt, kreischt und streichelt ganz nebenbei – großartiges Arrangement und sehr schöner Text!
Genauso wenig scheuen sich ANCHORS & HEARTS seichte Momente fast bis zum Maximum auszureizen und poppige Elemente einzubringen. Generell ist die Glaubwürdigkeit bei ANCHORS & HEARTS ein großes Plus, man nimmt der Band ihr Werk einfach ab, hörte Mühe und Detailverliebtheit in „Sharkbites“. Es gibt Platten, die kann man sich ’schön hören‘, sprich irgendwann nerven sie einfach nicht mehr so doll. Bei ANCHORS & HEARTS war es tatsächlich so, dass die Musik mit jedem Durchlauf gewachsen ist und sich das anerkennende Kopfnicken letztendlich sogar zu einigen Gänsehautmomenten gesteigert hat („Waste Of Ressurection“). Es wäre schön, wenn es noch Hörer gibt, die sich auch im Genre des Modern Metal(core) noch die Zeit nehmen, um mit „Sharkbites“ warm zu werden – es lohnt sich und bei manchen knallt es sicherlich auch sofort, wenn die Ankerkids an Land gehen.
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