Anathema - Universal

Review

Galerie mit 19 Bildern: Anathema - The Optimist Tour 2017 in Berlin

Letztes Jahr hatten ANATHEMA einen nicht alltäglichen Auftritt auf dem Programm: in Begleitung des philharmonischen Orchesters Plowdiw spielte man am 22. September in eben jener bulgarischen Stadt einen One-Off-Gig als Auftakt zum europäischen Teil der letztjährigen „Weather Systems“-Tour. Schauplatz war das antike römische Theater von Philippopolis, die künstlerische Leitung übernahmen  Dave Stewart als Dirigent sowie Lasse Hoile als Visual Director, welcher sich auch schon mit DREAM THEATER, OPETH oder Steve Wilson und PORCUPINE TREE einen Namen gemacht hat. Und weil ANATHEMA ein Konzert in dieser oder ähnlicher Form wohl nicht so schnell wiederholen werden und sich Metal-meets-Klassik-Auftritte zudem auch hervorragend vermarkten lassen, gab es vor einem knappen halben Jahr unter dem Titel „Untouchable“ bereits einen Vorgeschmack als Live-CD…

…der nun die audiovisuelle Retrospektive-Vollbedienung unter dem Titel „Universal“ folgt. Der erste Teil des Konzerts besteht dabei gleichermaßen aufgeteilt ausschließlich aus Stücken der letzten zwei Studioalben „Weather Systems“ und „We’re Here Because We’re Here“, Teil zwei nimmt sich dann die mittlere Schaffensperiode ab „Alternative 4“ bis hin zu „A Natural Disaster“ vor. Das vornehmlich in gelb-violett-blaue Lichtschwaden gehüllte Halbrund des Amphitheaters zu Philippopolis entpuppt sich als hervorragendes Setting für den melancholischen Atmospheric Rock ANATHEMAs – sowohl im Teil mit Orchesterbegleitung als auch bei der vier Songs langen Zugabe ab „Panic“, in der es etwas rockiger wird und „Fragile Dreams“ zum zweiten Mal an diesem Abend (in seiner ursprünglichen Version) aufgeführt wird. An ANATHEMAs Performance gibt es wie gewohnt nichts zu bemängeln, perspektivisch gilt voller Fokus auf die Band. Das Publikum wird während der Songs nur selten eingefangen, dafür bieten die Totalen auf das Amphitheater aus verschiedenen Blickwinkeln etwas fürs Auge.

Der gewichtigste Kritikpunkt an „Universal“ ist sodann auch weder an der Band selbst noch mangelnder Bildersprache oder unbefriedigender Kameraführung festzumachen – sondern dem Sound. Der Mix ist im Großen und Ganzen zwar gelungen, der Sound so gut, wie man ihn auf diesem Professionalitätslevel erwarten kann und das Orchester fügt sich passgenau ein, ohne zu leise zu klingen – allerdings jedoch auch ohne allzu auffällig zu sein. Durch den Verzicht auf Surround-Sound geht leider nicht nur ein wenig Räumlichkeit verloren. Vor allem in den dramatischen Momenten verlieren klassische wie Rock-Instrumentierung an Tiefe, Glanz und Kraft; der einzigartige Mix an ANATHEMAs Musik aus elegischer Verträumtheit und der Faust in der Magengrube kommt nicht ganz zur Geltung.

Zudem entpuppt sich das DVD/CD-Package als kleine Mogelpackung. Das komplette Konzert ist nur auf DVD enthalten, auf CD haben es ob der Länge nur ausgewählte Songs geschafft, die genau denen auf „Untouchable“ entsprechen. Eine reine DVD-Veröffentlichung gibt es nicht, sodass jeder, der „Universal“ komplett in Scheiben genießen möchte, zu der limitierten Fan-Edition aus Blu-ray/DVD/2CD greifen muss. Die enthält zumindest auch Bonus-Material in Form von 5 Tracks in Audio und Video, die 2011 im Londoner Union Chapel aufgenommen wurden. Das Fehlen von jeglichem anderen Bonus Material in Form von Interviews, Backstage-Footage und Fotogalerien mag zwar dem ein oder anderen sauer aufstoßen, ist in Zeiten von allgegenwärtig online verfügbaren Inhalten verschmerzbar. Für das Hauptkonzert ist „Universal“ jedoch wenn schon nicht als Gesamtpaket so doch zumindest als DVD/CD-Veröffentlichung empfehlenswert.

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18.10.2013

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