Bisher hat es auf der britischen Insel immer wieder höchst interessante Bands gegeben und ich rede hier sicher nicht nur von den Beatles. Gerade im Bereich der düsteren Muße zeigten die Teetrinker ihre Stärke und schickten solche Bands wie Paradise Lost, My Dying Bride oder Cradle Of Filth in die Welt um zu zeigen, daß es selbst im Zwielicht noch Innovation gibt, ohne gleich in Sphären abzudriften, mit denen nur Musikprofessoren etwas anzufangen wissen. Anathema sind eine Band der ersten Stunde. Als die Debut EP Crestfallen das Licht der Welt erblickte, war von Gothic Metal noch gar keine Rede, die Band wurde kurzerhand in die nicht gerade unbequeme Doomschublade gesteckt. Drei Alben und einen Besetzungswechsel später ist man zurück und wird sicher wie schon auf dem Vorgänger die Geister scheiden. Der Weggang von Ursänger Darren White war wohl auch eine Art Neuanfang für die Band, die fast vollkommen ihre Musik umkrempelte. Da mischten sich nun Alternative Klänge und Pink Floyd Anleihen mit Doom Riffing und Kifferrock Versätzen, nicht ohne noch etwas Gothic einzustreuen. Fans der ersten Stunde dürften sich ob des teils recht soften neuen Materials mit Grauen abwenden, aber wer sich Zeit für diese Scheibe nimmt, wird vieles entdecken. Die Gitarren wurden zwar zurückgeschraubt, sie braten nur noch weit im Hintergrund, dafür aber wurde verstärkt mit Instrumenten wie Klavier oder Geige gearbeitet. Die Melodien sind hier Trumpf und bei solchen Ohrwürmern wie das verdammt rockige „Fragile Dreams“ merkt man, daß diese Platte sicher nicht zu dem Durchschnitt zählt, der heute in die Läden schwimmt. Von Metal darf zwar im Zusammenhang mit dieser Scheibe wohl weniger geredet werden, aber wen kümmert das heute schon, zumindest da Anathema scheinbar auf der Suche nach einer neuen Hörerschaft sind, die sicher durchaus in dem schon vom Titel angesprochenem Independent Bereich zu finden sein dürfte. Dabei wird diese Platte aber nie langweilig, gibt man sich doch Mühe möglichst vielfältig zu klingen und verstärkt die schon oben genannten Elemente noch sowohl durch Psychadelic- wie auch moderner Parts und die überragende Stimme von Vinnie Cavanagh, der nun die Position hinter dem Mikrophon inne hat. Er beweist, daß er mehr als ein würdiger Nachfolger ist und kann seine Stimme perfekt an die Musik angleichen, schwankt also zwischen zerbrechlich und schüchtern oder kraftvoll und aggressiv. Jedem bleibt es selbst überlassen ob er den neue Weg Anathemas mitgehen möchte, ich wurde zumindest überzeugt, dieser Platte öfter Gehör zu schenken und wer sich gern ein düsteres, aber nicht erdrückendes Gemisch aus ruhigen und flotten Stücken anhören kann, sollte es mir gleichtun.
schon schön. besonders die klavierpassagen. aber mit der titeltrack und regret gefallen mir nich genug, um mehr als 8 punkte zu geben.
best anathema album ever 😀