Einmal mehr wird Deutschland von einem Haufen Death Metal-Maniacs aus den Niederlanden heimgesucht. Während schlotternde Familienväter ihre Kinder in Sicherheit bringen, nicken gefestigte Musikliebhaber entspannt mit dem Kopf im Takt und machen sich das erste Bier auf. Schon beim ersten Song ist klar, wohin die Reise geht, auf die uns ANARCHOS mit „Invocation of Moribund Spirits“ mitnehmen. Manisches Geknüppel wechselt sich beim Opener mit melodischen Deathdoom-Riffs ab, über die als Höhepunkt ein knackiges Solo fräst – willkommen am Tor zur Hölle, das in diesen Tagen ein paar Kilometer hinter Enschede sperrangelweit offen steht.
ANARCHOS – finsterer Death Metal aus den Tiefen der Hölle…
Das Debüt der Niederländer ist ein rauer Brocken Todesblei, der im positivsten Sinne alt und modrig stinkt. Wäre er 1991 erschienen, dann hätte er im Plattenladen zurecht als alphabetischer und ideeller Nachbar neben der „Mental Funeral“ von AUTOPSY gestanden. Zwar hakt die Platte manchmal eben daran, dass sie das Werk von Musikern aus der dritten Death Metal-Generation ist und man jeden Song so ähnlich schon einmal woanders entgegengegrunzt bekommen hat, aber ANARCHOS schaffen es trotzdem, dass die Platte nicht langweilig klingt. Dafür sorgen die bereits beschriebenen gut balancierten Wechsel zwischen wüstem Gehacke, dröhnendem Gestampfe und bitterbösen Melodien. Das Album ist also ein großer Fortschritt gegenüber der eher generischen und durchwachsenen EP „Descent into the Maelstrom“ von 2014.
Alte Schule im besten Sinne!
Die ersten beiden AUTOPSY-Alben sind ein guter Vergleich, um die Musik einzuordnen. Ruppige BOLT THROWER-Songs würden auch passen, ebenso wie alter Schwedentod der Marke „Of Darkness“ von THERION oder eben die Landsleute von PENTACLE. Bei der Musik ist es kein Wunder, dass auch der Sound sehr konservativ geraten ist. Kristallklare Klänge und ein glattgebügeltes Schlagzeug sucht der Zuhörer hier vergebens, dafür bekommt er aber einen druckvollen und flächigen organischen Sound geboten. „Invocation of Moribund Spirits“ ist also ganz alte Schule im besten Sinne. Wo dutzende andere Bands versuchen, den längst vergilbten Charme alter Demo-Tapes zu destillieren, knüpfen ANARCHOS an die klassischen Langspielplatten des Genres an. Ein neues Meisterwerk schaffen sie damit zwar nicht – dafür orientieren sich die Niederländer zu sehr an der Vergangenheit – bescheren Fans finsteren Old School-Death Metals aber den ersten Pflichtkauf des Jahres.
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