Anacondas - Sub Contra Blues

Review

Es wird mal wieder Zeit für etwas Erfrischendes aus dem Sludge-Sektor. Zwar boomt das Genre wie nie und fast jede Woche werfen Bands aus aller Welt Platten auf den Markt. Aber viele davon entpuppen sich auf den zweiten Blick als ziemlich substanzloses Gelärme. Anders verhält es sich im Fall der Briten ANACONDAS. Die erschienen unlängst mit ihrem Debüt „Sub Contra Blues“ auf der Bildfläche – und zeigen darauf eine durchaus spannende und neue Herangehensweise.

Die Band aus dem englischen Brighton, die aus den beiden Brüdern Stuart und James Hunter (Gitarre und Bass, beide ehemals bei JOHNNY TRUANT aktiv) sowie Tim Newman (Drums) besteht, erweitert den gängigen Sludge-Sound um zusätzliche Elemente aus Post-Metal, Experimental und Noise Rock. Und so klingen ANACONDAS gelegentlich wie DEFTONES, MOGWAI, MASTODON und ISIS – gleichzeitig. Charakteristisch tönen außerdem die Gesänge, die sich alle drei Bandmitglieder untereinander aufteilen. Die Vocals sind dabei überwiegend clean gehalten, nur gelegentlich kommen Shouts zum Einsatz. Wirklich ruppig geht es ohnehin eher selten zu Werke, das verkopfte „River“ zum Beispiel oder einige Riffs im starken „Cold Blooded, Warm Hearted“ transportieren eine gewisse Rohheit – eventuell ein Überbleibsel aus vergangenen Hardcore-Tagen. Mit „High Horse“ hat man zudem eine coole Sludge-Nummer am Start, die mit dicken Riffs und entrückten Clean-Gesängen aufwarten kann.

Wirklich bemerkenswert ist zudem das sehr individuelle „Simianimal“ – nachdem der Track zu Beginn hörbar Wüstenstaub atmet und mit warmen, erdigen Gitarren Anlauf nimmt, bewegt sich der Song in der Folge in Richtung Post-Metal und -Hardcore, wobei vor allem der fast schon episch anmutende Schlusspart hängen bleibt. In eine ähnliche Richtung bewegt sich der Titeltrack, der dramaturgisch und vor allem gesanglich allerdings einige Schwächen besitzt. Überzeugen kann da schon eher der Stil-Hybrid „The Witches“, der gelungen zwischen groovenden Sludge-Gitarren und spaciger Post-Rock-Atmosphäre pendelt. Mit dem abschließenden und fast neunminütigen „This Night Will Last Forever“ wird das Album dann in sehr überzeugender Manier beendet, erneut schimmern DEFTONES-artige Klänge durch, bevor beim letzten Riff der Platte noch einmal getragen und eingängig wird, wobei gefühlt alle drei Sänger gleichzeitig präsent sind.

Am Ende ist „Sub Contra Blues“ ein zwar noch nicht in jeder Hinsicht ausgereiftes, dafür aber zweifelsfrei individuelles und eigenständiges Album mit vielen Ecken und Kanten. Der ein oder andere wird sich an den teils etwas pathetisch wirkenden Clean-Vocals stoßen (die auch nicht immer gänzlich exakt kommen), andererseits wirken die Stücke so auch irgendwie organisch und charmant. Fazit: Hoffentlich beehren uns diese drei Herrschaften in Zukunft mit weiteren Releases – hier könnte etwas richtig Gutes zusammenwachsen.

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02.11.2013

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