Schönheit ist vergänglich, ebenso wie das Leben; das, was uns umgibt, ja, unsere ganze Welt und das Universum unserer Vorstellungskraft. All das weicht der Erkenntnis, dass alles einmal enden wird. So könnte man das Cover des neuen ANAAL NATRAKH Albums „Vanitas“ lesen. Der Kopf einer Frau, halbtransparent mit durchscheinenden Muskelfasern und Knochen, ganz ähnlich wie die Bronzeskulptur von Damien Hirst, die derzeit für Furore sorgt, dazu ein grauer Schleier aus mathematischen Formeln und planetenähnlichen Gebilden. Eine moderne Interpretation des klassischen Vanitas-Stillebens, aus der unverkennbar das bedrohliche Nichts und Böse spricht, für die das britische Extrem-Black-Metal-Duo seit Jahren stehen.
Auch auf ihrem 7. Album machen sie keinen Hehl aus ihrer Absicht, aurale Zerstörung auszusenden. Der Drache speit immer noch Gift und Feuer, doch der Wandel in ANAAL NATHRAKHs Musik geht weiter. Noch melodischer, noch death-metallischer wirkt es, die groovelastigen Midtempo-Parts fallen subjektiv noch mehr ins Gewicht, auch wenn die Band nie auf ihre tobende Raserei verzichtet. Das stellen sie gleich zu Beginn mit „The Blood-Dimmed Tide“ klar: Ein Song wie ein Dynamit-Wirbelsturm mit diabolischen Chören, ganz nach dem Gusto des erklärten Drachenfans.
Doch insgesamt hat sich die Band noch weiter vom ursprünglichen Schwarzwurzelgrind emanzipiert, der ja nun auch schon mehr als zehn Jahre alt ist. Die behutsame Weiterentwicklung ihres Sounds, die sie kontinuierlich vorangetrieben hat (und das in Interviews auch stets bekräftigt hat), tritt nun wesentlich deutlicher zutage, so deutlich wie vielleicht auf keinem Album zuvor.
Oft sind es entscheidende Details und gar nicht mal ihre Masse, die diesen Eindruck bestärken. Da wäre z. B. „You Can’t Save Me…“ – ein bitterböser Song, typisch ANAAL NATRAKH, bei dem man kurz innehalten muss, weil auch hier der grassierende Dubstep-Wahnsinn Einzug erhalten hat. Aber Entwarnung – Chefkomponist Irrumator belässt es bei ausgeklügelten elektronischen Akzenten, die sich wunderbar ins Gesamtbild dieser Zerstörerwand einfügen. Es gibt eine ganze Reihe von Songs die sich hier nahtlos anschließen: „Forging Towards The Sun“ oder „To Spite The Face“ mit seinem melodischen Hymnengesang. Dazu kommen dann echte Hinhörer wie „Todos Somos Humanos“ mit seinem geilen Einstiegsriff oder „Make Glorious The Embrace Of Saturn“, das mit seinem Industrialtouch besticht.
„Vanitas“ präsentiert die gewohnte Fülle an Brechern, aber mir scheint es, als wäre bei ANAAL NATHRAKH jetzt endgültig eine Schwelle überschritten, die schon lange abzusehen war. Man mag das unter Reizüberflutung abheften, oder vielleicht auch Hyposensibilisierung. Fakt ist: ANAAL NATHRAKH werkeln seit Jahren beständig am oberen Limit, waren schon immer sich selbst die ärgsten Konkurrenten, die es zu toppen galt. Das zu schaffen, wird mit jedem Album schwerer. Keine Frage: „Vanitas“ ist meisterlich. Aber solche Momente wie im Abschlußtitel „A Metaphor For The Dead“, die elegant und hymnisch durchkomponiert sind, mit Gesang, der mich an Christian Kolf von VALBORG erinnert – solche gibt es hier leider viel zu selten. Da war selbst die schwarze Witwe noch spendabler. ANAAL NATRAKH müssen mit Überraschungen punkten. Wer weiß, wohin sie die Reise in punkto Elektronik hinführt. Diese Band bleibt auf jeden Fall spannend!
Mal wieder Schlachtfest deluxe. Immer noch und wohl auch zukünftig immer wieder mit fürchterlich komprimiertem Sound aber dafür auch mit amtlicher Durchschlagskraft. Geht ab, Alda!
Langeweile auf höchstem Niveau. Kennt man Eschaton und dessen Nachfolger, kennt man auch den Rest. Klar, immer ein paar Abweichungen hier und da, mal mehr hiervon, mal mehr davon, aber so gut die neue Scheibe auch ist, so öd find ich sie auch.