An Autumn For Crippled Children - Eternal

Review

Das niederländische Trio AN AUTUMN FOR CRIPPLED CHILDREN tritt mit „Eternal“ noch einen Schritt weiter weg vom typischen DSBM und widmet sich stattdessen deutlich mehr dem Post-Rock und Shoegaze. Da die Inhalte immer noch per spitzem Aufschreien vermittelt werden, wird der Gegensatz zwischen Schmerz und Hoffnung zwangsläufig größer und somit spannender. Das sechste Album erscheint ausschließlich auf Vinyl und per Download, die Zielgruppe dürfte damit klar sein, sie soll weiterhin überschaubar bleiben. Und auch wenn AN AUTUMN FOR CRIPPLED CHILDREN mit „Eternal“ noch häufiger als sonst an THE CURE und JOY DIVISON im Corpsepaint erinnern und es keine Blastattacken gibt, so ist es unterm Strich doch noch eine pure Nischenplatte.

AN AUTUMN FOR CRIPPLED CHILDREN blasen Trübsal im großen Stil

Die bewusst monotonen, gequälten Schreie von MXM werden gehalten von dichten Klangteppichen, gestützt von umfassenden Kompositionen, die sich Zeit nehmen für Aufbau und Dramatik. Bis zum Anschlag verzerrte Gitarren agieren schroff, aber im Hintergrund. Vorne tummeln sich eher Klavier und Bass, kümmern sich gemeinschaftlich um Harmonie. Das extravagante Klangergebnis berührt und reißt mit. Klangpuristen werden allerdings enttäuscht sein. Die eingangs erwähnte Kluft zwischen Black Metal und Post-Rock/Shoegaze ist also größer geworden und leider schaffen AN AUTUMN FOR CRIPPLED CHILDREN nicht immer, die zwei Komponenten zu verbinden. „This Small Space You Occupied Is So Empty Now“ würde als Instrumental besser klingen oder von sonorem Männergesang profitieren – so bleibt der Song leider unter seinen Möglichkeiten. Weiterer Kritikpunkt ist der angeglichene Synthiesound, der zwischen den einzelnen Liedern problemlos austauschbar wäre, dabei sind mit MXM und TXT doch zwei verschiedene Personen zuständig.

Wenn sich die Gelegenheit bietet AN AUTUMN FOR CRIPPLED CHILDREN direkt in der Natur zu hören, sollte man diese nutzen. Bedrückender Schwermut ergreift umgehend Besitz, zieht uns mit in die dunkle Tiefe und lässt uns trotz aller Freudlosigkeit doch enorm gestärkt hervorgehen. Generell ist es ein falscher Ansatz Traurigkeit nicht zuzulassen, denn es ist ein wichtiges Gefühl, das es zu erhalten gilt, um den Gegensatz noch stärker spüren zu können. Die Tracklist von „Eternal“ triggert dahingehend schon ausreichend und liefert inhaltlich auch genau das, was sie verspricht.

Die Kunst der drei Musiker ist nicht klar definiert, nicht so offensichtlich filigran wie bspw. ALCEST oder LES DISCRETS, vieles wirkt lediglich schraffiert, die Schönheit scheint hinter Milchglas ausgestellt und „Eternal“ ganz weit weg und unerreichbar zu sein – eine aufregende Distanz. Besonders hervorzuheben sind die drei massiven Song-Monolithen „On Fire“, „Days Of Sleep“ und „Swallowed By Night’s Despair“, allesamt groß angelegt, beruhigend und aufwühlend zu gleich. So ungefähr muss sich die Ewigkeit wohl anhören… Wo der Vorgänger „The Long Goodbye“ noch einige Längen aufwies und häufig einfach nicht zum Punkt kam – denn auch bei langen Post-Epen gibt es einen Punkt – ist „Eternal“ deutlich homogener, weniger roh und kann als Einheit überzeugen. Den Vorgänger „The Long Goodbye“ hätte ich genau wie Kollege Wischkowski mit 7 Punkten bewertet, hier sehe ich eine Tendenz zur 8, aber noch keine 8.

18.10.2016
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