Stuttgarter kennen keine Gnade – naja, ein bisschen gnädig zeigen sie sich dann schon. Ganz so sehr auf dicke Hose macht das Metalcore-Quintett AN ACT OF GRACE dann doch nicht, auch wenn sie bei Breakdowns ganz schön brutal zulangen können. Gnade ereilt den Hörer allerdings noch unter einem anderen Blickwinkel. Da wir mittlerweile das Jahr 2011 schreiben, und auch ich langsam ans Ende meiner Erklärungsversuche für Metalcore stoße, bemüht sich die Band spürbar, noch etwas mehr Würze in die ansonsten dröge Zutatenliste ihrer Musik zu bringen.
Erster Hinhörer ist dabei sicherlich der Gesang, den (man erlaube mir hier die Anspielung) Rampensau Christian vor allem durch Elemente ergänzt, die man sonst nur aus dem Brutal Death Metal kennt. Bree, wie ein abgestochenes Schwein.
Spätestens beim zweiten Song „Invidia“ fällt dann auch auf, dass der Fünfer gar nicht so sehr aufs Gaspedal treten will. Der Fokus liegt auf schwerfälligen, schleppenden Passagen mit düsterer Intonierung. Gerade, wenn ein Album an Fahrt aufnehmen soll, kann einem das schon mal Sand ins Getriebe pusten. Doch AAOG wollen dieses behäbige Midtempo, in dem sie dann sozusagen mit weniger Anlauf aber geballter Kraft zuschlagen.
Das klappt in Auszügen, doch über die Gesamtlänge erweist sich das als Stolperfalle – denn nicht nur im Pit sondern auch zuhause möchte man dann und wann mal die Fetzen fliegen lassen. Kitschfreie Melodien, Soli und Grenzgänge wie in „The Journey“ zeigen in die richtige Richtung. Weg vom Standard, hin zur eigenen Note. So weit sind AN ACT OF GRACE noch nicht, aber man merkt ihnen die Erfahrung und die Ambitionen auf ihrem Debüt an. Die Präsentation hat Profiqualität, der Sound von „Seven“ ist fett – jetzt gilt es, an den Songs zu schrauben, damit vor der Bühne die Köpfe rollen.
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