Amorphis - Under The Red Cloud

Review

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Seit der Verpflichtung von Tomi Joutsen und dem damaligen „Comeback“-Album „Eclipse“ scheinen AMORPHIS ihren zweiten Frühling zu erleben. Und das von Album zu Album wieder und wieder, getreu dem Motto: „Und täglich grüßt das Murmeltier“. Diese Rückkehr zu alter Stärke wurde auch jüngst mit den Auftritten unterstrichen, an welchen das komplette „Tales From The Thousand Lakes“-Jahrhundertwerk in gesamter Länge aufgeführt wurde. Kritiker bemängeln, dass sich AMORPHIS seit 2006 immer wieder selbst wiederholen.  Doch seien wir ehrlich, zum einen ist dieser melancholische Kontrast aus zerbrechlich wirkenden sanften Stücken, experimenteller Progressivität und unbändiger Härte immer wieder faszinierend und mitreißend, andererseits haben die Finnen seit dem Vorgänger „Circle“ einen etwas harscheren Weg eingeschlagen, den sie nun mit „Under The Red Cloud“ weiter verfolgen. AMORPHIS verfeinern immer wieder ihre eigene Kunst, das macht die Band so wertvoll.

„Under The Red Cloud“ ist der logische Nachfolger von „Circle“. Im Gesamten ist die Anzahl der härteren Passagen damit etwas höher als fast alles in den letzten zwei Dekaden, gleichzeitig sind die radiotauglichen Singles in geringerer Anzahl. Dennoch begeistern AMORPHIS natürlich weiterhin mit vielschichtigen, zahlreichen Klangfarben in ihren einzelnen, abwechslungsreichen Oden. Auf die wichtigsten Songs von „Under The Red Cloud“ werden wir nun näher eingehen.

Der Opener und Titelsong „Under The Red Cloud“ beginnt sanft und entspannt mit Pianoklängen, welche durch subtile Gitarrenlinien durchsetzt werden und sich anschließend alle Instrumente anschließen. Anfangs ordnet sich die Stimme von Tomi noch unter, ehe sie die Führung übernimmt. Besonders hervorzuheben ist wie so oft der kräftige, mitreißende Refrain sowie das großartige Keyboard-/Gitarrensolo. Es schallt in allen Frequenzen – AMORPHIS sind wieder da! Das folgende, kräftige „The Four Wise Ones“ ist eine ganze Spur heavier, gewaltiges Gitarrensolo, massive Doublebass und die wahrscheinlich deftigste Gesangsdarbietung von Tomi bisher, der gute Mann wechselt zwischen harten Death-Growls und Black-Metal-Screams, in gesanglicher Hinsicht sicherlich einer der härtesten Songs in der bisherigen Karriere von AMORPHIS, mit einer angenehmen Prise Folk. Für Kontrast sorgt der ruhige Mittelteil Flöten- und Orgeleinlagen. „Bad Blood“ überrascht mit einem für die Finnen eher untypischen galoppierenden Riff, das aber wunderbar fett geraten ist, hat schon fast was von RAMMSTEIN. Der Klargesang steht im Fokus und verzaubert mit wunderschönen Melodien. Auch „Death Of A King“ weicht vom typischen Muster der letzten Jahre ab, und führt den Hörer einerseits zu seligen „Elegy“-Zeiten (!!!) zurück, andererseits fühlt man sich natürlich auch ein wenig an ORPHANED LAND erinnert. Das liegt an der auf einer elektrischen Sitar gespielten orientalischen Melodie sowie der detailverliebten, ausufernden Spielfreude; ein sehr gefühlvoller, progressiver Song! „Sacrifice“ dagegen ist vom Charakter eine typische AMORPHIS-Radiosingle, höchst eingängig, simpel strukturiert, nicht zu hart, kraftvoller Refrain, toller Ohrwurm. Das treibende „Tree Of Ages“ ist das folkigste Stück auf „Under The Red Cloud“, hier steht vor allem die Flöte, gespielt von Gastmusiker Chrigel Glanzmann von ELUVEITIE, besonders im Fokus. Das abschließende, melancholisch-dynamische „White Night“ überrascht mit der elfenhaft sanften Stimme von Aleah Stanbridge (TREES OF ETERNITY) im Duett mit den Growls von Tomi, welcher ansonsten clean singt.

Alles in allem scheinen sich AMORPHIS mit dem dynamischen „Under The Red Cloud“ wieder etwas stärker an ihren Death-Metal-Wurzeln zu orientieren, auch der Anteil an exotischen, orientalischen Melodien ist wieder vermehrt da, das alles glücklicherweise ohne irgendwie gezwungen zu wirken. Dennoch bieten die Finnen immer noch ihr typisches Konglomerat aus verschiedensten Stilen und erstklassigem Songwriting. Der Gesang ist dieses Mal noch abwechslungsreicher. „Under The Red Cloud“ ist ein Feuerwerk aus eingängigen, melancholischen Melodien in ihren großen Hymnen von einer Band, die ihren zeitlosen, ureigenen Stil beibehält ohne zu langweilen, immer wieder perfektioniert und gleichzeitig nachwievor innovativ ist. Überragend stark!

23.08.2015

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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