AMORAL kommen aus Finnland und spielen auf ihrem Debüt Album technischen Death Metal mit melodischem Einschlag. „Wound Creations“ klingt aufgrund dessen insgesamt sehr schwedisch und hätte man den Finnen eigentlich eher weniger zugetraut. Soviel also zur obligatorischen Stilbeschreibung, die ja in keinem Review fehlen darf.
Die Songs sind teils sehr progressiv und infolge dessen nicht gerade eingängig, benötigen dadurch also von vornherein etwas an Zeit um sich entfalten zu können. Und hier liegt auch das erste Problem, denn auch wenn man den Songs diese Zeit gibt will der Funke einfach nicht so wirklich überspringen. Das liegt neben der fehlenden Eingängigkeit unter anderem an der Tatsache, dass sich AMORAL die meiste Zeit im gediegenen Mid-Tempo aufhalten. Dazu gesellt sich der Kritikpunkt, dass es auf dem Album zu viele gestreckte Passagen gibt. Manche Songs sind trotz allerlei technischer Spielereien und nettem Gefrickel mit ihren über 8 Minuten schlicht und ergreifend zu lang ausgefallen. Das soll jetzt nicht heissen, dass alle Songs schlecht seien. Die Gitarren drücken bei Stücken wie dem groovenden „Distract“ oder dem fetten Opener „Atrocity Evolution“ ordentlich nach vorne und mit dem sehr melodischen Instrumental „Languor Passage“ gibt es noch eine gelungene Überraschung gegen Ende.
AMORAL sind beileibe nicht schlecht, doch in der Masse der Veröffentlichungen werden die Finnen wahrscheinlich untergehen. Mir fehlt noch das letzte Quäntchen Eingängigkeit, kaum ein Song setzt sich im Gehörgang fest, weder beim fünften noch beim zehnten Anhören. Dies liegt sicherlich auch an den teilweise zu langen Songs, die nicht so recht auf den „Punkt“ kommen wollen. Potential kann man sicher raushören, vielleicht schöpfen die fünf Finnen ihre Möglichkeiten ja auf dem nächsten Tonträger aus.
Das finde ich eine sehr ungerechte Bewertung. Amoral gehören zu den abwechslungsreicheren und musikalischeren Bands, die Ideen eben entwickeln statt sie kurz rauszuschleudern. Durch die Kombination von einprägsamer Melodien und Gitarrenharmonien einerseits, präziser Aggression durch z.B. Stakkato-Salven à la Decapitated andererseits gelingt den Finnen eine Scheibe, die nicht wie Tausend andere klingt. Zumindest gibt es hier mehr an musikalischem Reichtum als auf den inzwischen üblichen 300 bpm-Platten wie von Hate Eternal.
AMORALs langweiliges Gegniedel regt nicht einmal mehr zum Gähnen an, dachte ich nach dem ersten Durchlauf dieses Albums. Die nächsten Vollrotationen verbesserten diesen Eindruck leider nur unerheblich. Viel zu unspektakulär und ausdruckslos bringen AMORAL ihre Songs rüber. Es ist schlichtweg absolut nichts Besonderes, "Wound Creations" aufzulegen. Dies ist ein weiteres Album, das in der Masse der unzähligen Veröffentlichungen unter gehen wird, weil man, wenn man Bock auf nicht zu schnellen, aber leicht verkeilten Death Metal hat, lieber etwas anderes auflegt. Überflüssig.