Amoral - Show Your Colors

Review

Unfassbar! Zunächst war ich überrascht, dann aber in meinem tiefsten Inneren erschüttert. Ich hatte doch tatsächlich geglaubt, dass unser werter Chef sich bei der Genre-Bezeichnung geirrt hätte, denn AMORAL kenne ich seit drei Alben als technischen Melodic Death und nun stand da auf einmal Power Metal. Gut, CD erhalten, rein in den Player und meine Welt geriet aus ihren Fugen.

Nein, so schlimm natürlich nicht, aber ich konnte mich eines gewissen Schocks nicht erwehren, immerhin mochte ich das Debüt „Wound Creations“ seinerzeit sehr. Danach traten die Finnen zwar ziemlich auf der Stelle, was einen Stilwechsel sicher rechtfertigt, doch wer kommt schon auf die Idee, dass dieser dann ein so brutaler Kontrast werden würde. Zudem stellte ich gerade rechtzeitig zur Rezension fest, dass da doch keine Frau (nein, nehmt mir das bitte nicht übel, aber es klingt wirklich so) vor sich hin trällert, sondern der Gewinner der finnischen Ausgabe von Idols, Ari Koivunen.

Musikalisch gesehen sind natürlich auch Welten zwischen der Vergangenheit AMORALs und dem jetzigen Auswuchs „Show Your Colors“. Aber eines hat sich nicht verändert, nämlich das in Stellung gebrachte Damokles-Schwert der Langeweile, dessen dünner Faden spätestens mit dem letzten Album „Reptile Ride“ beinahe gerissen wäre. Das vierte Album, oder dem Debüt in einer neuen Schublade, ist reichlich überladen mit kitschigen Melodien, die ihren Höhepunkt in der schmalzigen Ballade „Last October“ finden. Davor gibt es ein paar erträglichere Songs, die „Show Your Colors“ wenigstens Richtung Mittelmaß drängen, darüber hinaus geht aber nichts. Denn, mal abgesehen von Ari Koivunens sanftem Stimmchen, das manchmal schon zerbrechlich kindlich wirkt, gibt es noch austauschbares Gedudel, das wohl auch Anhänger des Power Metals nicht in Begeisterungsstürme versetzen dürfte. Das hier und da mal eine nette Melodie erklingt und man zumindest ab und an versucht, den Songs etwas mehr Wumms zu geben, rettet auch nichts. Das man sich zwischendurch sogar noch an einen „Oho-Chorus“ gewöhnen muss, setzt dem Ganzen, zumindest für mich, die Krone auf. Auf orchestrale Arrangements haben die Jungs dann aber doch verzichtet, dennoch, die Refrains usw. strotzen dermaßen vor klebrigem Schmalz, dass ich mich wirklich Frage, was irgendwer daran finden sollte. Unerwähnt bleiben darf natürlich auch die glasklare und äußerst sterile Produktion nicht, die damit bestens zu dem ohnehin gesichtslosen Material passt.

AMORAL, wie ich sie kannte, sind damit eindeutig Geschichte. Zwar gibt es noch ein paar wirklich nette Melodien, die mir aber spätestens mit dem Gesang von Ari, der mir die Tränen in die Augen treibt, verdorben werden. AMORAL-Fans der letzten drei Alben sollten hier einen riesigen Bogen machen, mir graut es schon vor den enttäuschten Blindkäufern. Power Metal aus der Konserve!

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18.05.2009

Chefredakteur

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1 Kommentar zu Amoral - Show Your Colors

  1. stendahl sagt:

    Man sollte den Finnen weniger Zucker ins Land bringen. Salz-Chips, Pesto, Chicken Korma oder sowas statt unentwegt Buttercreme, Sahnehäubchen, Schweineohren.

    3/10