AMONG THE PREY aus Finnland treffen mit „Only For The Blind Eyes“ nicht unbedingt den Nerv der Zeit und noch dazu macht das Coverartwork keine Lust auf die Platte. Dabei ist der dargebotene Melodic Metal mit ganz leichter Core-Schlagseite durchaus unterhaltsam und nicht selten erreicht die Gitarrenfraktion, bestehend aus Joni Laine und Sänger Iiro Kuntsi beinahe Amott-Niveau. Zwar nur über kurze Strecken und nie auf Songlänge ausgedehnt, aber immerhin. Darüber hinaus kann das Quartett von solidem bis gutem Songaufbau profitieren, verliert sich nie in monotonem Riffing und verläuft sich auch nicht in selbst angelegten Noten-Labyrinthen.
AMONG THE PREY scheitern ganz sicher nicht an ihren Fähigkeiten
Die Erfahrung der Musiker ist deutlich hörbar, AMONG THE PREY spielen sicherlich schon jahrelang regelmäßig ihre Instrumente. „Only For The Blind Eyes“ klingt, rein auf die handwerklichen Fähigkeiten und den Sound bezogen, also überhaupt nicht nach Debüt oder Ausprobieren. Sänger Iiro Kuntsi steht den harten Klängen stabil gegenüber, wie der Fels in der Brandung dominiert er die ihm entgegenschlagenden Groovewellen. Etwas mehr Variation im Vortrag würde ihm allerdings gut stehen und das Fass zum Überlaufen bringen, ist auch nicht unbedingt seine Stärke. Höhepunkte werden hauptsächlich durch die Gitarren erzeugt, dann wenn doppelläufige oder Stakkato-Riffs das Kommando übernehmen. Ein Hit wird in den seltensten Fällen ausschließlich über Gitarren erzeugt, AMONG THE PREY haben dementsprechend auch keinen vorzuweisen. Letztendlich kann „Only For The Blind Eyes“, trotz stabilem Grundgerüst, nicht mitreißen und wärmt die alten Suppe eigentlich nur auf.
Viele tolle Trailer, aber wann kommt endlich der Film?
Der Anreiz statt zu altbewährtem Material zu AMONG THE PREY zu greifen, ist deshalb auch gering. Lediglich Fragmente bleiben im Gedächtnis: Die besonders gute Schlagzeugarbeit im Titeltrack, das elegische Intro von „Pieces“ oder das schraubstockartige Riff von „Wake Up“. AMONG THE PREY werden es schwer haben, denn um die Metalcore-Anhänger zu erreichen, ist der Metalcore-Anteil zu gering und das Auftreten der Band zu altbacken. Und die Fans von Melodic Death Metal scheinen sehr festgefahren auf ihre zwei Handvoll große Bands zu sein. Live zu überzeugen könnte ein Weg sein, dazu müsste aber jemand den Finnen die Chance bieten und AMONG THE PREY sollten dringend eine Menge ansteckende Begeisterung für ihr eigenes Schaffen im Gepäck haben. Die Wertung bezieht sich in diesem Fall auf „Only For The Blind Eyes“ als Ergebnis, das AMONG THE PREY rein handwerklich überdurchschnittlich spielen, steht außer Frage.
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