Amon Amarth - Twilight Of The Thunder God

Review

Mit schöner Regelmäßigkeit veröffentlichen AMON AMARTH alle zwei Jahre ein neues Album, und mit ebensolcher Regelmäßigkeit entbrennt bei jedem Album die Diskussion, ob es nun großartig oder schlicht langweilig geworden ist. Dabei ist es zumeist unerheblich, ob die Songs an sich gut sind. Vielmehr richtet sich die Kritik an die Innovationskraft von AMON AMARTH, und damit schließt sich direkt die Frage nach der Erwartungshaltung an ein neues Album an. Zu „Versus The World“ schränkte Kollege Metalgreg bereits ein: „Große Stilbrüche darf man nicht erwarten […]“ und im Review zu „With Oden On Our Side“ fasste Mr. Imperium überspitzt zusammen, was Fans von neuen Alben der Schweden erwarten: „Das Gleiche wie immer.“ Dennoch standen unter den Reviews zu „Versus The World“, „Fate Of Norns“ und „With Oden On Our Side“ als Wertung jeweils acht Punkte, was schlicht darin begründet liegt, dass es AMON AMARTH immer wieder gelungen ist, überzeugende Songs zu schreiben. Punkt.

„Twilight Of The Thunder God“ bildet da keine Ausnahme und reiht sich genauso nahtlos ein, wie es bislang bei jedem Album der schwedischen Wikingerhorde der Fall gewesen ist. Die Unterschiede zum Vorgänger „With Oden On Our Side“ sind marginal, aber dennoch haben AMON AMARTH die einmal erfolgreichen Zutaten weiter variieren und durch neue Beigaben aufpeppen können. Vor allem aber hat Produzent Jens Bogren dem neuen Werk einen gerade im Gitarrenbereich noch klareren Sound verpasst, der durch den gezielten Einsatz von Halleffekten noch größer wirkt, ohne aber in Richtung Stadionrock zu gehen.

Der Opener und Titeltrack beginnt mit einem IRON MAIDEN-artigen Riff, entwickelt sich aber schnell zu einem typischen AMON AMARTH-Brecher, der ebenso flott wie begeisternd ist und mit einem gelungenen Solo aus dem Handgelenk von CHILDREN OF BODOM-Gitarrist Roope Latvala aufgehübscht wird. Das folgende „Free Will Sacrifice“ startet im dumpfen Midtempo-Rhythmus, entwickelt aber durch weiträumige Gitarrenleads hymnische Qualitäten. „Guardians Of Asgard“ ist ein durchschnittlicher AMON AMARTH-Song, der live zwar funktionieren wird, auf CD aber zumeist träge vor sich her walzt. Dass sich ENTOMBED-Sänger L.G. Petrov ein Duett mit Fronthüne Johan Hegg liefert, ist dabei ebenso nebensächlich wie der Song überflüssig. Besser schallt schon „Where Is Your God?“ aus den Boxen, der schnellste Track auf „Twilight Of The Thunder God“ und vielleicht der schnellste seit der Debüt-MCD.

Darauf folgen mit „Varyags Of Miklagaard“ und „Tattered Banners And Bloody Flags“ zwei absolute Höhepunkte auf „Twilight Of The Thunder God“. Während der erste Track mit einer großen Melodie im Mittelpart glänzt, wird „Tattered Banners And Bloody Flags“ zum Ende hin durch Blechbläser-Einlagen ergänzt. Der Song wirkt dadurch gleichwohl majestätisch wie hymnenhaft und ist als Untermalung für ausgesuchte Historienfilme geradezu prädestiniert. Nach dem mittelprächtig vor sich hindümpelnden „No Fear For The Setting Sun“ bläst „The Hero“ mit seinen mächtigen Harmonie-Gitarren wieder ordentlich Wind in die Segel. „Live For The Kill“ ist zunächst flott unterwegs, wird aber durch einen Cello-Part unterbrochen. Keine Frage, dass hier die finnischen Instrumentalvirtuosen von APOCALYPTICA Schützenhilfe leisten, nur… vieles darf man hier erwarten, jedoch nicht, dass APOCALYPTICA diesem Song ihren Stempel aufgedrückt hätten. AMON AMARTH sind sich schlicht treu geblieben, und das bedeutet auch beim finalen Track „Embrace Of The Endless Ocean“, dass dieser vergleichsweise episch ist, aber am ehesten dadurch, dass das Hauptthema immer weiter variiert, nicht aber gewechselt wird.

Was ist also die Quintessenz aus alldem? AMON AMARTH folgen auf „Twilight Of The Thunder God“ dem einmal eingeschlagenen Pfad zwar ohne Umwege, mähen aber links und rechts davon alles gründlich nieder. Zudem beargwöhnen die Schweden weiterhin das Unbekannte, sind aber dennoch in der Lage, innerhalb der vorgegebenen Parameter großartige Songs zu schreiben. Insgesamt bleiben AMON AMARTH also weiterhin eine verlässliche Größe, die niemanden enttäuschen wird – weder Fans noch Kritiker.

11.09.2008

- Dreaming in Red -

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