Amon Amarth - The Pursuit Of Vikings: 25 Years In The Eye Of The Storm
Review
Als im Morgengrauen des 8. Juni 793 das vor der nordenglischen Küste gelegene Kloster Lindisfarne von einer Horde blutrünstiger Nordmänner überrannt wurde, ahnte wohl noch niemand, dass dieser Überfall den Beginn der sagenumwobenen Ära der Wikinger markieren sollte. Bis ins Jahr 1066 raubten, plünderten und kämpften sich die furchtlosen Krieger aus dem hohen Norden durch die Weltgeschichte – dann war mit dem wilden Treiben der brandschatzenden Barbaren endgültig Schluss.
Zugegeben, das etwas eindimensionale Bild des axtschwingenden Berserkers, der im Blutrausch ganze Scharen von Feinden niedermäht, nur um nach dem Tod in Walhalla einzukehren, haben Historiker heute weitestgehend widerlegt. Allerdings werden ehrbare Handelsleute und wissbegierige Entdecker den Death Metal-Wikingern AMON AMARTH einfach nicht gerecht, insbesondere wenn es um das fünfundzwanzigjährige Bestehen der fünf Schweden geht. Und wie es sich für richtige Wikinger gehört, feiern Johan Hegg & Co. ihr Jubiläum mit einem rauschenden Fest: dem Digipack „The Pursuit Of Vikings: 25 Years In The Eye Of The Storm“. Was euch darin erwartet, lest ihr hier!
Die AMON AMARTH-Saga: Es war einmal…
Wir schreiben den 17. August 2017: Unter dem tosenden Applaus tausender Fans betreten AMON AMARTH die Main Stage des Summer Breeze. Als sie die ersten Takte ihres legendären Überhits „The Pursuit of Vikings“ anspielen, gibt es kein Halten mehr – die Menge tobt! Eindrucksvoller könnte die Eröffnungsszene der bandeigenen Doku, dem unbestreitbaren Prunkstück des großen Digipacks, welches zudem eine Live-CD sowie Live-Aufnahmen der Show enthält, wohl kaum sein. Das Death Metal-Quintett ist auf dem Zenit seines Schaffens angekommen. Ein Karrierehöhepunkt jagt den nächsten: ausverkaufte Hallen, einstellige Chartplatzierungen und Headlineshows auf allen namhaften Festivals Europas.
Ein Sprung in die Vergangenheit: Vor ziemlich genau drei Jahrzehnten gründete eine Handvoll junger Schweden die Grindcoreband SCUM, die sich wenige Jahre später dem Death Metal und vor allem der nordischen Mythologie zuwandte und sich ab 1992 in AMON AMARTH umbenannte. Auch etablierte Szenegrößen haben eben einmal ganz klein angefangen. Die Doku „The Pursuit of Vikings“ setzt direkt bei den Anfängen der vielleicht bekanntesten Death Metal-Band aller Zeiten an und schildert auf eindrucksvolle Weise ihren Werdegang.
Dabei stehen neben hartem und dennoch melodischem Metal sowie stimmiger Wikinger-Romantik insbesondere authentische Eindrücke und humorvolle Anekdoten der Band im Mittelpunkt, etwa dann, wenn die fünf Schweden davon erzählen, dass man Sänger Johan Hegg erst nach einem gemeinsamen Kneipenbesuch fest verpflichtete, bei welchem er EUROPEs „The Final Countdown“ komplett mitgegrowlt hatte. Auch sonst erweist sich „The Pursuit of Vikings“ als wahre Fundgrube an allerlei Fun Facts und zuvor teils unbekannter Zusatzinfos, ohne dabei jedoch den roten Faden zu verlieren.
Insgesamt bietet die etwa hundertminütige Doku einen breitgefächerten Einblick in das Innenleben der schwedischen Kultband, verkommt dabei jedoch keineswegs zu einer einseitigen Lobeshymne auf die Errungenschaften der fünfundzwanzigjährigen Bandgeschichte, sondern beleuchtet auf vielschichtige Art und Weise die Karriere der fünf Musiker. Neben dem bandinternen Blickwinkel liegt der Fokus vor allem auch auf der Perspektive der zahlreichen Weggefährten der Schweden, darunter Ex-Produzent und HYPOCRISY- bzw. PAIN-Frontmann Peter Tägtgren, die amtierende Metal-Queen DORO oder Summer Breeze-Chef Achim Ostertag. Mit „The Pursuit of Vikings“ liefern AMON AMARTH eine ausführliche Nachhilfestunde in Sachen eigener Historie, bei der neue und alte Fans gleichermaßen auf ihre Kosten kommen dürften.
Was ihr euch vom Live-Album und der DVD erwarten könnt, lest ihr auf der nächsten Seite!
AMON AMARTH und das Summer Breeze – ein Traumpaar
Nein, wirklich wegzudenken sind AMON AMARTH von den Bühnen des Summer Breezes wohl nicht mehr. Die Geschichte des Festivals und der Werdegang der Schweden sind ohnehin eng miteinader verbunden, sodass die Nordmänner natürlich auch zum zwanzigsten Geburtstag des inzwischen weltberühmten Festivals nicht fehlen durften. Mit gleich zwei verschiedenen Sets – der regulären Hauptshow auf der Main Stage und einer besonderen Special-Show auf der T-Stage, in der besonders Klassiker aus den Anfangsjahren im Vordergrund standen – beschenkten die Death Metal-Meister Festival und Fans gleichermaßen. Für alle Daheimgebliebenen und Summer Breeze-Nostalgiker reichen AMON AMARTH auf „The Pursuit Of Vikings: 25 Years In The Eye Of The Storm“ ihren unvergesslichen Main Stage-Auftritt als Live-CD nach, während es auf die Live-DVD tatsächlich sogar beide Shows geschafft haben.
Wo AMON AMARTH draufsteht, steckt auch AMON AMARTH drin – nicht mehr, aber auch nicht weniger. Das gilt zumindest für die Live-CD, die mit ihrer Spielzeit von knapp achtzig Minuten und einer wirklich starken Performance gewiss das ein oder andere Fanherz erobern wird, im Vergleich zur Doku insgesamt jedoch eigentlich nur einer netter Zusatz ist. Die Mischung aus unverzichtbaren Klassikern („Death in Fire“), Hymnen mit Mitgröhlfaktor („Guardians of Asgaard“) und neueren Stücken aus der „Jomsviking“-Ära („First Kill“) sorgen live zwar fraglos für mächtig gute Laune, ob man aus dieser letztendlich doch eher standardmäßigen Setlist wirklich ein Live-Album hätte machen müssen, bleibt Geschmackssache. Immerhin: Der doch einigermaßen überraschende DORO-Auftritt beim gemeinsamen Song „A Dream That Cannot Be“ rechtfertigt das Ganze dann schon irgendwie.
Ganz anders verhält es sich mit der Live-DVD, die das Digipack nebst Doku und Live-Album schließlich komplettiert. Beide Shows katapultieren den geneigten Hörer direkt in Odins goldene Hallen – musikalisch und visuell! Während die Show auf der T-Stage vor allem dank ihrer erlesenen Setlist punktet („The Last with Pagan Blood“, „Fate of Norns“, „Varyags of Miklagaard“), die vor allem eingefleischte Fans zu schätzen wissen werden, sorgt der Auftritt auf der Main Stage für das ganz große Kino: Zu „The Way of Vikings“ fechten zwei gestandene Wikinger einen tödlichen Schwertkampf aus, bei „Father of the Wolf“ beehrt der schelmische Gott Loki die mit einem übergroßen Hörnerhelm dekorierte Bühne und für das große Finale „Twilight of the Thunder God“ greift schließlich Johan Hegg höchstpersönlich zum mythischen Hammer Mjölnir, um die überdimensionale Midgardschlange, die im Hintergrund der Bühne ihr Unwesen treibt, in alter Thor-Manier zu vernichten – die Götterdämmerung ist abgewendet, die Zuhörer sind zufrieden!
„The Pursuit Of Vikings: 25 Years In The Eye Of The Storm“ – Auf weitere 25 Jahre
Eigentlich müssen AMON AMARTH wirklich niemandem mehr etwas beweisen, mit „The Pursuit Of Vikings: 25 Years In The Eye Of The Storm“ tun sie es trotzdem! Zu der absolut sehenswerten Doku packen die Schweden so viel Zusatzmaterial, dass wirklich jeder Fan auf seine Kosten kommen wird. Wir gratulieren den Nordmännern jedenfalls herzlich zu ihrem Jubiläum und freuen uns bereits auf die nächsten fünfundzwanzig Jahre mit unseren Lieblingswikingern. Skål!
Amon Amarth - The Pursuit Of Vikings: 25 Years In The Eye Of The Storm
Band | |
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Wertung | — |
User-Wertung | |
Stile | Death Metal, Melodic Death Metal |
Anzahl Songs | 16 |
Spieldauer | 77:44 |
Release | 16.11.2018 |
Label | Sony Music |
Trackliste | 1. The Pursuit of Vikings 2. As Loke Falls 3. First Kill 4. The Way of Vikings 5. At Dawn's First Light 6. Cry of the Black Birds 7. Deceiver of the Gods 8. Destroyer of the Universe 9. Death in Fire 10. Father of the Wolf 11. Runes to My Memory 12. War of the Gods 13. Raise Your Horns 14. A Dream That Cannot Be 15. Guardians of Asgaard 16. Twilight of the Thunder God |