Amon Amarth - Once Sent From The Golden Hall (Re-Release)

Review

Wie sehr sich die Zeiten doch ändern können: Als AMON AMARTH 1998 ihr Full-Length-Debüt „Once Sent From The Golden Hall“ auf den Markt warfen, waren sie eine Band von vielen, welche um einen Platz in der Goldenen Halle des Melo-Death-Metal buhlten. Dabei waren die Ausgangsvoraussetzungen wahrlich keine einfachen: Ihre Debüt-Mini „Sorrow Throughout The Nine Worlds“ erschien auf dem Pulverised-Label aus dem fernen Singapur, das damals seine Veröffentlichungen stets mit einiger Verspätung auf den Markt brachte. Zudem versiebte nach Bandaussagen Tomas Skogsberg in seinen Sunlight-Studios die Aufnahmen von „Once Sent…“, weswegen AMON AMARTH einen zweiten Anlauf in Peter Tägtgrens Abyss-Studios unternehmen mussten. Und schließlich standen die Wikinger nach den Aufnahmen ohne Rhythmusgitarristen da, weil Anders Hansson eine andere berufliche Zukunft vorschwebte, als Gitarrist in einer relativ unbekannten Metalband zu sein.

Eine gute Dekade später hingegen könnte die Situation der Band nicht besser sein: Spätestens mit ihrem vierten Werk „Versus The World“ hatten AMON AMARTH den Durchbruch geschafft und sich einen ausgezeichneten Ruf als Live-Macht erspielt. Zudem haben sie mit Metal Blade ein starkes Label im Rücken, das nicht nur die aktuellen Alben in schönen Verpackungen veröffentlicht, sondern nun die vier ersten Alben jeweils in einer hübschen Neuauflage herausbringt.

„Once Sent From The Golden Hall“ eröffnet den Reigen: Die acht Tracks der Original-CD wurden neu gemastert und durch das Stück „Siegreicher Marsch“ ergänzt. Diese Version von „Victorious March“ kennt man zwar schon von der limitierten Erstauflage von „Versus The World“, macht aber hier durchaus Sinn. Das Mastering verleiht den Tracks insgesamt mehr Druck im unteren Bereich sowie einen voluminöseren Klang – im direkten Vergleich klingt die neue Version nicht mehr ganz so dünn wie auf dem Original. Über die musikalische Qualität der Stücke brauchen an dieser Stelle nicht viele Worte fallen, da Kollege Asmondeus bereits anlässlich der Veröffentlichung des Originals die wesentlichen Punkte aufgezeigt hat. „Once Sent From The Golden Hall“ bietet melodischen Death Metal, der zwar nicht mehr ganz so ungestüm wie auf der Mini-CD ist, dafür aber umso kontrollierter und kompakter. Der Opener „Ride For Vengeance“, „The Dragons‘ Flight Across The Waves“ und „Without Fear“ sind starke Songs, die getoppt werden vom gleichsam mächtigen wie variablen „Friends Of The Suncross“ (das mit einer feinen Melodie punkten kann). Dabei fällt auf, dass Ex-Drummer Martin Lopez (der nach den Aufnahmen zu OPETH abwanderte) den Stücken nicht nur einen veritablen Punch verliehen hat, sondern auch für die nötige Finesse sorgte.

Die zweite CD dieser Neuauflage schlägt die Brücke zur Neuzeit, enthält sie doch das erste Konzert der „Bloodshed Over Bochum“-Reihe, bei der AMON AMARTH im vergangenen Dezember an vier aufeinanderfolgenden Abenden jeweils ihre ersten vier Alben präsentierten. Somit enthält die Bonus-CD mit dem Konzert vom 28. Dezember alle Tracks von „Once Sent From The Golden Hall“ – in der originalen Reihenfolge. Größere Überraschungen sollte dementsprechend niemand erwarten: Die Songs werden gekonnt und routiniert in Szene gesetzt, auch wenn Sänger Johan Hegg etwas mitgenommen und kurzatmig klingt. Der Sound ist ziemlich fett, auch bedingt durch den Umstand, dass die Saitenfraktion seit 1998 ihre Instrumente tiefer gestimmt hat.

Verpackt ist das ganze in einem sehenswerten Doppeldigipak, das mit einem erweiterten Booklet aufwartet: Auf 24 Seiten gibt es nicht nur alle Texte zu lesen, sondern ebenso Liner-Notes von Johan Hegg und Olavi Mikkonen zu allen Songs und jede Menge Originalfotos und Aufnahmen der Live-Show vom vergangenen Dezember. Als spezielles Gimmick enthält das Digipak Gitarrist Johan Söderberg als ausklappbaren Pop-Up-Part (der auf den folgenden Re-Releases um seine Bandkollegen ergänzt werden wird – zusammen ergeben sie schließlich ein großes Bild). Ein nettes Package also, das sich soundtechnisch etwas besser schlägt als die Originalausgabe und eine stimmige Auswahl an Bonustracks bietet.

09.03.2009

- Dreaming in Red -

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