Amon Amarth - Berserker

Review

Mit „Berserker“ veröffentlichen AMON AMARTH ihr mittlerweile elftes Studioalbum. Nachdem „Surtur Rising“ und „Deceiver Of The Gods“ bei vielen Fans eher gemischte Gefühle hervorgerufen hatten, konnte das 2016er „Jomsviking“ wieder mehr überzeugen. Auf ihrer Ende 2018 erschienenen Live- und Doku-DVD „The Pursuit Of Vikings: 25 Years In The Eye Of The Storm“ stellten sie außerdem einmal mehr eindrucksvoll ihre Live-Qualitäten unter Beweis und zeigten darüber hinaus, wie weit sie in ihrer 25-jährigen Bandgeschichte gekommen sind. Vor allem „Jomsviking“, das frischer und unvorhersehbarer klingt als vieles andere, was AMON AMARTH bisher veröffentlicht haben, weckte hohe Erwartungen an ein Folgealbum. Dementsprechend hat „Berserker“ eine vielleicht größere Hürde zu überwinden als so manch anderer Release.

AMON AMARTH liefern einen guten Einstieg

Das Album startet vielversprechend mit dem Track „Fafner’s Gold“, dessen Namensgeber die meisten wahrscheinlich am ehesten an das Nibelungenlied erinnern. Da besagter Drache aber in allerlei nordischen Sagen vorkommt, passt er natürlich auch bestens in die Wikinger-Romantik von AMON AMARTH. Der Track überrascht durch ein Intro mit Akustik-Gitarre, das an Harfenspiel erinnert, und wandelt sich bald in ein schnelles und eingängiges Stück mit Wiedererkennungswert. Ebenfalls unerwartet ist das Riffing in „Mjölner, Hammer Of Thor“, das mit seiner Melodie entfernt an einen punkigen Alternative Metal erinnert. Am meisten lässt allerdings der Einstieg in „Into The Dark“ aufhorchen, denn der klingt glatt, als könne er auch als Intro für die TV-Show – festhalten – „Downton Abbey“ herhalten. Wer damit nicht vertraut ist, möge sich auf YouTube deren Vorspann anschauen.

Bevor nun aber der Eindruck entsteht, AMON AMARTH hätten ein britisch-royales Akustik-Punk-Album gemacht, hier die Relativierung. Die oben genannten Aspekte sind nämlich so ziemlich das Einzige, was auf „Berserker“ wirklich heraussticht. Vereinzelt fallen Songs oder Passagen durchaus noch auf, aber insgesamt liegt uns hier wieder ein recht typisches Album der Schweden vor. Immer wieder hat man das Gefühl, einen Part so oder so ähnlich schon auf einem der älteren Alben gehört zu haben. Das ist bei AMON AMARTH jetzt natürlich nichts Ungewöhnliches, denn auch wenn sie für handwerkliche Qualität und starke, eingängige Melodien und Riffs stehen, sind sie nicht unbedingt für ihr vielfältiges Songwriting bekannt. Das an sich ist aber nicht zwangsläufig etwas Schlechtes, denn ihre Fans lieben sie eben gerade für ihren charakteristischen Sound.

Das Für und Wider von „Berserker“

Wirklich starke Songs sind hier vor allem die bereits erwähnten „Fafner’s Gold“ und „Mjölner, Hammer Of Thor“, das vorab als Single veröffentlichte „Raven’s Flight“ und das melodische und auf seine Art dramatisch klingende „The Berserker At Stamford Bridge“. Einige weitere Songs haben durchaus Ohrwurmcharakter und dürften vor allem live für den ein oder anderen Nacken-Muskelkater sorgen. Dagegen greifen AMON AMARTH aber auch mehr als ein Mal daneben. „Crack The Sky“ wirkt gerade nach dem starken Opener recht stumpf, „Ironside“ könnte ganz gut sein, wenn der Refrain den Track nicht richtiggehend versauen würde, und wieso man in „Shield Wall“ die nicht gerade Literaturnobelpreis-verdächtige Zeile „Vikings / raise the shield wall / on the front line / fight to death“ ganze acht Mal in weniger als vier Minuten unterbringen musste, erschließt sich auch nicht.

Hinzu kommt noch der geringfügige Kritikpunkt, dass einige Stücke, wie beispielsweise „When Once Again We Can Set Our Sails“ doch etwas plätschern. Unterm Strich bleibt „Berserker“ trotz allem ein gutes Album. AMON AMARTH haben aber auch gezeigt, dass sie es eigentlich besser können. Wer sehr hohe Erwartungen hat, könnte von „Berserker“ vielleicht ein wenig enttäuscht sein. Wer aber auf den typischen AMON-AMARTH-Sound steht, wird hier sicher nicht allzu viel zu meckern haben. Es ist ein schnelles, aber auch melodisches, und dabei in sich doch abwechslungsreiches Album geworden, das auf jeden Fall einige potenzielle Lieblingssongs hergibt und sich auch live sehr gut machen sollte. An „Jomsviking“ reicht es allerdings nicht ganz heran.

26.04.2019

headbanging herbivore with a camera

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