AMETHYST sind eine Band wie geschaffen fürs Keep-It-True-Publikum. Schon die 2022er EP „Rock Knights“ konnte im Underground mit hochmelodischem, tief in den späten 70ern und frühen 80ern verwurzeltem Hard Rock und Heavy Metal für gespitzte Ohren sorgen. Knapp zwei Jahre später stellen die Schweizer nun endlich ihr Langspieldebüt „Throw Down The Gauntlet“ zu Diskussion und knüpfen damit nahtlos an den vielversprechenden Appetizer an.
AMETHYST zwischen Hard Rock und NWoBHM
Maßgeblich Pate für den Sound von AMETHYST standen sowohl THIN LIZZY als auch die Bands der frühen NWoBHM, entsprechend ist der Übergang von Hard Rock zu klassischem Heavy Metal fließend. Dabei transportieren perlende Twin-Leads, flinke Soli und ein herrlich analoges Klangbild den Sound von damals authentisch ins Hier und Jetzt.
Über Stücken wie dem fetzigen Opener „Embers On The Loose“, dem melancholischen „Stand Up And Fight“ und dem lässigen „Running Out Of Time“ schwebt wohlwollend nickend und mit dem Fuß wippend der Geist von Phil Lynott. Mit „Won’t Do It Again“ und „Take Me Away“ wiederum lehnen sich AMETHYST voll in die NWoBHM-Einflüsse zwischen frühen IRON MAIDEN und ANGEL WITCH; letztere scheinen bei „Rock Knights“, dem nicht ganz so heimlichen Hit der Platte, nochmal besonders deutlich durch. Das liegt neben dem treibenden Charakter der Hymne nicht zuletzt auch am Gesang von Frontmann Frëddy, dessen Stimmlange der von Kevin Heybourne zumindest ähnelt, dabei aber die ganz hohen Register meidet und stattdessen stets eine gewisse Sehnsucht transportiert.
Träumerische, leicht verwunschen anmutende Momente in „Running Out Of Time“ und „Queen Of A Thousand Buring Hearts“ erinnern zudem dezent an HÄLLAS, ohne sich jedoch ganz der entrückten Weltflucht-Nostalgie der schwedischen Adventure Rocker hinzugeben. Der Rausschmeißer „Serenade“ führt all diese Einflüsse schließlich mit geschmeidigen Twin-Leads, galoppierenden Bassläufen, sehnsüchtig schmachtendem Gesang und einem feurigen Gitarrensolo gekonnt zusammen.
Wie eine vergessene Perle aus der Blütezeit des Heavy Metal
Unwissenden könnte man „Throw Down The Gauntlet“ tatsächlich problemlos als vergessene Perle aus der Blütezeit des Heavy Metal verkaufen, denn diese Scheibe hätten AMETHYST in der Form auch Anfang der 80er veröffentlichen können. Das ist freilich ein zweischneidiges Schwert.
Wer beim entdecken neuer Musik nämlich hauptsächlich nach Innovation und neuen Eindrücken sucht, wird hier ganz bestimmt nicht fündig, denn die Schweizer suhlen sich schamlos in ihren Einflüssen. Wer mit dem hier gegenständlichen Sound allerdings nicht zuallererst Begriffe wie „Retro“ oder „altbacken“ verbindet, sondern vielmehr dessen Zeitlosigkeit schätzt, wird viel Spaß mit dem Debüt von AMETHYST haben. Oldschool-Kuttenträger müssen eh zugreifen.
Neben der neuen Kryptos mein Favorit dieses Jahr aus dem Bereich. Kein Schnickschnack, kein Bombast, kein Gekünstel, kein Falsett, einfach grundehrlicher 80er NWoBHM mit leichtem Hard Rock Einschlag, einem mittelmäßigen Sänger, der dafür umso charmanter klingt und perfekt passt und am wichtigsten: HitsHitsHits. Keine einzige schwache Nummer drauf. Genau so liebe ich die Mukke.