American Head Charge - Tango Umbrella

Review

AMERICAN HEAD CHARGE waren in der großen Welle des Nu Metal eher Randfiguren. Selbst diverse Drogenskandälchen schienen zumindest auf die europäische Fankultur keinen Eindruck auszuüben. Drei Alben hat die Band bis zu ihrer vorläufigen Auflösung 2009 veröffentlicht – die durchaus Qualität boten. 2011 dann doch die Wiedervereinigung, die 2013 zu „Shoots“ führte – der Nu Metal hatte bis dahin seinen Zenit selbstverständlich längst überschritten. Da AMERICAN HEAD CHARGE auch auf „Tango Umbrella“ ihre ganz eigenen Trademarks verarbeiten, bietet das vierte Album dennoch die Chance, neben alten Fans auch den einen oder anderen neuen Liebhaber harter, moderner Klänge zu erwischen.

Allen voran die Industrial-Einflüsse, die pumpende Aggression und die einzigartige, aber nicht jeden Geschmack treffende Stimme von Cameron Heacock gehören bei „Tango Umbrella“ zum Aushängeschild. Äußerst abwechslungsreich geschrieben, ist das Viertwerk eine Mischung aus stumpfer Nu-Metal-Gewalt, Harmonie und stampfendem Industrial. Heacocks vielfältiger Gesangstil reicht von jammernd über fordernd bis wütend und ist vermutlich der größte Kontrast zur Härte der Instrumentalfraktion.

Diese flaut in seltenen Fällen ab – wie im melodisch getragenen „Drowning Under Everything“ oder in der rein von einem Piano begleiteten Ballade „A King Among Men“. Ansonsten reagieren vorwiegend Stampfer, die von einer hektischen Industrial-Kulisse umgeben werden. Das Tempo sowie die unruhigen, hibbeligen Rhythmen ergänzt um Geschrei und leichte Sprachgesangseinlagen unterstreichen die vorwiegend aggressive Ausrichtung – und werden gerne einmal anstrengend.

Viel verändert hat sich in der Gangart von AMERICAN HEAD CHARGE auch Jahre nach dem Nu-Metal-Boom nichts. Leicht verdaulich ist „Tango Umbrella“ ganz bestimmt nicht, gefällig nur bedingt und von Ausflügen in positive wie negative Extreme geprägt. Dieser hektische, dick produzierte Stil-Cocktail dürfte in den USA vermutlich immer noch große Scharen von Anhängern musikalischer Aggressionen vor die Anlage locken, hierzulande hält dieses Zepter längst der Metalcore in seinen Griffeln. Wer von Nu Metal nicht die Schnauze voll hat und auch heute noch gerne alte MUDVAYNE- oder eben AMERICAN HEAD CHARGE-Alben in der Anlage rotieren lässt, muss „Tango Umbrella“ hören, wer nicht, der verpasst auch nichts …

03.04.2016

Chefredakteur

Exit mobile version