Man muss diese gerade in Schweden (und Kanada) grassierende Old-School-Heavy-Metal-Welle nicht gut finden. Man sollte aber zumindest den Schneid besitzen und anerkennen, dass die teilweise noch recht jungen Bands qualitativ hochwertigeres Material abliefern, als so manche alteingesessene Band. Der aktuelle Geheimtipp für Freunde des traditionellen Stahls heißt AMBUSH und veröffentlicht mit “Firestorm” gerade sein Debütalbum. Lediglich eine Single ist dem Album vorangegangen, weshalb man hier tatsächlich von einem Neuling sprechen kann.
Die beiden Tracks der Single (“Natural Born Killers”/”Heading East”) sind natürlich auch auf dem Debüt vertreten und fügen sich dabei perfekt in den Gesamtkontext ein. So viel vorweg. Das Spektrum, das “Firestorm” umfasst, liegt zwischen Bands wie RAM, STORMWITCH (Sänger Oscar Jacobsson erinnert mich stellenweise an Andy Mück), ACCEPT, SAXON, ENFORCER oder SKULL FIST. Es gibt also haufenweise schneidende Riffs und einprägsame Vocals zu hören, der Kopf wird zum bangen angeregt, der Fuß zum wippen. Das klischeetriefende Cover samt passendem Schriftzug rundet das Gesamtbild passend ab und auch die Produktion tönt sehr nach Anfang/Mitte der Achtziger, entspricht aber trotzdem heutigen Standards – also nix mit Rumpelsound hier. Dafür gehen Nummern wie das mystische, mit einem wunderbaren Ohrwurmrefrain im achtziger Jahre US-Hard-Rock-Stil ausgestattete “Master Of Pain”, der speedige Titeltrack, “Don’t Shoot (Let ‘em Burn)” oder die stampfende Bandhymne “Ambush” sofort auf die Zwölf und verlassen die Gehörgänge lange Zeit nicht. Auf der anderen Seite heißt das nicht, dass AMBUSH abgesehen von Ohrwurmrefrains nichts zu bieten hätten. Im Gegenteil, die Schweden schaffen es ihre Songs mit packenden Riffs und Spannungsbögen auszustatten, die jedem Vergleich Stand halten. Man sollte auf “Firestorm” keine großen Innovationen erwarten und doch punktet das Quintett über die gesamte Spielzeit mit abwechslungsreichen Songs. AMBUSH verarbeiten schlicht die Musik, die sie gerne hören in eigenen, geilen Metalhymnen, die Spaß machen, nach Bier verlangen und dem Hörer eine gute Zeit bescheren. Was will man mehr? Eben. Scheibe auflegen, Volumeregler nach rechts, Bier aufmachen und die Nachbarn an der neuen Platte von AMBUSH teilhaben lassen – unbezahlbar.
Wer bis hierhin gelesen hat und sich morgen über Herpes beschwert, dem dürfte “Firestorm” wohl eher nicht zusagen. Das Zielpublikum hat aber spätestens jetzt eine potentiell neue Lieblingsband auf dem Einkaufszettel und wird “Firestorm” Dauerrotation auf dem heimischen Plattenteller gewähren. AMBUSH machen viele Sachen richtig und zeigen gleich mit ihrem Debüt, dass sie internationale Klasse besitzen.
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