Die Schweden AMBUSH waren im letzten Jahr eine der großen Überraschungen im traditionellen Metal. Das Debütalbum „Firestorm“ konnte beinahe flächendeckend positive bis überschwängliche Kritiken einheimsen. Dass die Band nur ein Jahr später mit dem Nachfolger „Desecrator“ in den Startlöchern steht, nötigt einem dann doch Respekt ab. Immerhin war die Band lange auf Tour und nach dem starken Debüt wäre ein Schnellschuss im Prinzip fatal.
Selbigen gibt es mit „Desecrator“ zum Glück nicht. AMBUSH haben sich gesammelt, ihre Stärken analysiert und die neuen Songs ganz klar daran ausgerichtet. Konkret heißt das für das Zweitwerk der Schweden, dass das ungezügelte Element des Debüts ein wenig kanalisiert und besser auf den Punkt gebracht wurde, wie zum Beispiel beim Titeltrack. Das heißt jetzt aber nicht, dass AMBUSH in irgendeiner Form auswimpen. Nein, auch anno 2015 gibt es ordentlich auf die Glocke. „Possessed By Evil“, „Faster“ oder das mit dezentem RIOT V-Flair versehene „Rose Of The Dawn“ bieten nach wie vor die traditionelle Keule und sollten keinen Fan des Genres kalt lassen. Daneben stehen gemäßigtere Nummern wie „Master Of The Seas“ und „The Seventh Seal“, sowie Rocker á la „Night Of The Defilers“ und „The Chain Reaction“, die die Scheibe gelungen abrunden und für ein interessantes Potpourri sorgen. Die Einflüsse hierbei sind noch die gleichen, wie auch auf dem Debütalbum. Hier und dort hört man immer noch ACCEPT, HAMMERFALL oder auch die Inspiration der amerikanischen Schule im Sound von AMBUSH heraus. Innovativ ist das ganz sicher nicht. Wer aber seinen Metal gut abgehangen und zum bangen will, kommt auch an „Desecrator“ kaum vorbei. Die Songs gehen ins Ohr, wirken nie überladen und brauchen die internationale Konkurrenz keineswegs zu fürchten. Im Prinzip ist also alles beim Alten geblieben.
Trotzdem gibt es Nuancen, die dafür sorgen, dass das zweite Album von AMBUSH doch ein Stück weit reifer, erwachsener klingt. Einige der Melodien brauchen Zeit sich zu entwickeln und setzen sich nicht sofort im Ohr fest. Wenn sie es dann aber tun, gibt es kein Zurück. Zudem klingen die Arrangements auf „Desecrator“ noch detailverliebter als auf dem Debütalbum, was dem Album gut zu Gesicht steht und beispielsweise bei „The Seventh Seal“ eindrucksvoll unter Beweis gestellt wird. Dennoch haben AMBUSH allerlei Hymnen eingetütet, die geradezu penetrant zum Biertrinken einladen.
Salopp formuliert, bietet „Desecrator“ also sowohl Stoff für das Hirn, als auch für die Leber eine feine Metalsause. Fans sollten das Album sofort verhaften, Genrefreunde zumindest beide Ohren für die Beschallung freistellen. AMBUSH sind definitiv keine Eintagsfliege, dafür ist die Musik auf „Desecrator“ einfach zu stark und fesselnd. Wenn die Schweden jetzt auch noch ihren Ruf als sehr gute Live-Band festigen, muss sich die Konkurrenz durchaus strecken.
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