Ambitions - Stranger
Review
Heutzutage darf ja praktisch jeder neue Genres erfinden. Jetzt bin ich mal mit einer neuen Schublade dran. Ich nenne sie … *fuchtel* … (mysteriöser Rauch steigt auf) … „Popcore“. Denn genauso lässt sich das, was AMBITIONS auf ihrem ersten Album „Stranger“ von sich hören lassen, umschreiben: Hardcore trifft auf seichten Pop-Rock und -Punk der Marke BLINK 182 oder – und von der Melodieführung speziell auf die – ältere SUM 41.
Die Band setzt sich aus den Überresten der meiner Meinung nach eher überbewerteten WITH HONOR zusammen, die eigentlich nichts anderes getan haben, als die Instrumente untereinander auszutauschen (Jay Aust, früher Gitarrist, ist heute Frontmann; John Ross, ehemals Drummer, zupft nun den Vierseiter), weicher zu werden und sich einen neuen Namen zuzulegen. Herauskam ein Mischmasch aus brutalen Oldschool-Hardcore-Parts und Teilen, die bei den oben genannten Bands zusammengeklaut wurden. An sich keine schlechte Idee, wenn man mal von jeglicher Szenewächterei absieht, das Problem ist nur, dass die unterschiedlichen Stile zu keiner Zeit zu einer homogenen Masse verschmelzen, sondern das ganze Album über zwei voneinander getrennte Pole bleiben: hier eine softe, oftmals aber – das muss man der Band zugestehen – interessante und tolle Pop-Strophe, da ein gebrüllter Refrain inklusive Gangshouts, das ein oder andere Mal lassen AMBITIONS Moshparts auf den Hörer los, darauf folgt dann wieder klarer Gesang und SUM 41-Gitarren.
Technisch hat die Band durchaus was drauf, das darf man den Musikern nicht aberkennen, nur Sänger Jay Aust sticht hier etwas negativ heraus: Auch er klingt sehr, sehr stark nach SUM 41, nur teilweise ein kleines bisschen emolastiger und vor allem schlicht und einfach nicht so gut. Da muss der gute Mann noch einmal an seiner Stimme feilen, wenn er den Posten am Mikro längerfristig in Anspruch nehmen will.
Ansonsten gibt es an der Scheibe nicht viel auszusetzen: hübsches Cover, glasklare (höchstens etwas sterile) Produktion, intelligente Texte und ein durchaus interessanter Stil. Das Problem ist halt nur, wie oben beschrieben, dass die Band es nicht geschafft hat, diesen Stil ausreifen zu lassen, aber in Anbetracht der Tatsache, dass es sich bei „Stranger“ um das Debüt der Band handelt, kann man hier eventuell noch Größeres erwarten. Allerdings nur mit mehr Mut und einem besseren Sänger.