Amatris - Imprisoned

Review

Huch, was ist denn da bei Twilight los? Mit „Imprisoned“ bekomme ich nun schon die zweite Gothic Scheibe aus dem Haus der Nordlichter. Doch war die Mucke von BELOVED ENEMY noch eher zeitgemäß, sprich an Bands wie den 69 EYES orientiert und somit recht rockig, so gehen AMATRIS mehrere zeitliche Schritte zurück, nämlich in das Norwegen des ausgehenden 20. Jahrhunderts.

Ja, ihr habt richtig geraten, hier gibt es Gothic Metal wie ihn dereinst Bands wie THEATRE OF TRAGEDY, DISMAL EUPHONY oder TRISTANIA gespielt haben. Schwülstige Keyboards, abwechselndes Kreischen und Grunzen, klarer Frauengesang und tiefe Gitarren. Das waren die Trademarks dieses Genres und sie lassen sich auch bei dieser deutschen Kombo recht schnell ausmachen.

Abwechslung wird also geboten, doch schauen wir uns das mal im Detail an. Wie bereits erwähnt, ist der Gesang sehr variabel und Sänger Helge deckt wirklich alle Stile mit Bravour ab, sei es Kreischen, Grunzen oder klarer Gesang. Also alles tutti bei dem Herren, auch wenn mir die Passagen mit deutschem Gesang leider nicht zusagen. Zu diesem Gesang gesellt sich allerdings noch das zarte Stimmchen von Sängerin Janett. Und ich sage bewußt Stimmchen, denn ihre Stimme klingt mir bei Weitem noch nicht so ausgereift wie die des männlichen Parts. Dafür kommt mir ihr Gesang einfach zu dünn und zu hoch rüber, so dass ich nach einer Weile schon genervt bin- das haben Liv und Co besser gemacht.

Musikalisch steht das Keyboard natürlich weit im Vordergrund. Begnügen sich die Gitarren und Drums eher mit der Rolle des Begleiters, so wird dem Keyboard großer Freiraum eingeräumt. Und dieses nutzt seine Spielwiese dann auch sehr. Von schwebenden Teppichen bis zu Pianopassagen wird eigentlich alles abgedeckt, was der schwarze Kasten so hergibt, gefällt mir eigentlich auch ganz gut, ganz besonders in „Chains“, welches auch mein persönliches Highlight ist.

Soweit gibt es eigentlich nichts zu meckern, wenn, ja wenn da nicht die Doomeinflüsse wären. Denn diese nehmen den Songs einfach den Drive. Gerade wenn ein Lied so richtig ausbricht, verfällt die Band desöfteren wieder in langsamere, stampfende Passagen, die sich leider sehr in die Länge ziehen und mit der Zeit zu eintönig sind. Hört euch „My Private Hell“ an, und ihr wisst was ich meine. Ebenso fehlt es der Scheibe leider ein wenig an Wiedererkennungswert, da, wie bereits erwähnt, die Norweger Ende der 90er bereits die Höhepunkte dieses Genres veröffentlicht haben. Hätten Amatris noch mehr eigene Ideen, so würde das sicherlich was werden, aber im Moment ist mir das Gebotene einfach noch zu wenig.

So bleibt ein Album, dass Genrefans sicherlich nicht enttäuschen wird, mir allerdings noch über zuviele Längen verfügt. Sollte dies ausgemerzt und auch der weibliche Gesang ein wenig erträglicher gestaltet werden, so sehe ich aber durchaus eine Zukunft für die Band.

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07.05.2007

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